Peter Orloff feiert heute seinen 75. Geburtstag. Die quotenstarke RTL-Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ hat dem Schlagersänger („Das schönste Mädchen der Welt“) im Januar 2019 zu einem unverhofften Popularitätsschwung verholfen. getidan.de sprach mit dem „Dschungelprinz“ über die russische Seele, die deutsche Schlagerwelt und ein festes Ritual an seinem Ehrentag.

Herzlichen Glückwunsch zum 75. Geburtstag! Wie haben Sie reingefeiert?

Peter Orloff: Ich habe um null Uhr, wie jedes Jahr, so viele Liegestütze gemacht, wie ich Jahre alt geworden bin. Den Rest des Tages genieße ich mit Freunden. Die 75 ist für mich nur eine Zahl, ohne große Bedeutung.

Wie viele Kakerlaken haben Sie auf der Geburtstagstorte vorgefunden?

Peter Orloff: Die gehören in den Dschungel! Da habe ich sogar einer Kakerlake in letzter Sekunde das Leben gerettet!

Haben Sie durch die Teilnahme an der RTL-Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ eher die alte Fangemeinde festigen oder eine neue Fangemeinde gewinnen können?

Zu meinen treuen Fans, die mich seit Jahrzehnten begleiten, sind unzählige junge Fans hinzugekommen. Ich war und bin total geflasht von der Situation, die mich nach meiner Rückkehr erwartete. Menschen versammeln sich überall, um „den Peter“, also meine kampfbereite Grundstellung aus dem Dschungelcamp, zu machen. Mein Instagram-Account ist zu vollem Leben erwacht, die Neuaufnahme meines Hits „Ein Mädchen für immer“ war bei meiner Rückkehr auf Platz 7 der deutschen iTunes-Charts gestiegen. Es gab Anfragen über Anfragen und nur positive Reaktionen.

Wie gut meistert denn das Publikum den Spagat zwischen Ihrem kurzen Dschungel-Abenteuer und den jetzigen Auftritten mit den Schwarzmeer-Kosaken in Kirchen und Gemeindesälen?

Das Publikum hat mich bei meinem Konzert in Lemgo am Vorabend des Abflugs nach Australien mit Standing Ovations verabschiedet. Zu meiner großen Freude gab es am Tag meiner Rückkehr als Dschungelprinz am selben Abend beim Konzert in Rhede auch wieder Standing Ovations. Das zeigt, dass mich die Menschen im Dschungel als den erlebt haben, der ich bin. Nach einem wunderbaren Abenteuer bin ich in meine vertraute Welt zurückgekehrt.

Thematisieren Sie die Erinnerungen an den „Dschungel“ auch bei Ihren Konzerten?

Das überlasse ich der Situation. Die eine oder andere spontane Bemerkung, speziell wenn ich von meinem Engagement für die Stiftung Fly & Helo spreche, kann sicher kommen. Ich spende von meiner Gage ja 40.000 Euro für eine Schule für Guarani-Indianerkinder und sammele auch weiter für diese wunderbare Institution. Und weitere 68.000 Euro haben wir in einem Jahr bei unseren Konzerten für eine Mädchenschule in Malawi gesammelt.

Ihre Jubiläumskonzertreihe nennt sich „Das Wolgalied – Total emotional“. Welche Gefühle hat die Wolga in petto, die dem Deutschen vielleicht fremd sind?

Unser Programm ist – so wie ich – total emotional und geeignet, unseren Konzertbesucher tiefste Gefühle zu vermitteln. Mystisch, gewaltig, geheimnisvoll! Man kommt aus unseren Konzerten anders raus, als man reingeht. Das ist ein beglückendes Gefühl. Auch Flüsse emotionalisieren. Und was für die Russen die Wolga, ist für die Deutschen vielleicht der Rhein oder die Elbe.

Es gibt viele „Kosaken“, die in Deutschland auftreten. Was ist das Besondere an Ihren „Schwarzmeer-Kosaken“?

Wir haben eine lange Tradition, die wir aber jeden Tag neu mit Leben und Höchstleistung im Konzert erfüllen wollen. Es gibt viele Kosakenchöre, aber nur einen Schwarzmeer-Kosaken-Chor! Ich habe einige der besten Künstler dieses Genres um mich versammelt, und wir geben jeden Abend unser Bestes.

Sie stammen aus einer russischen Familie, waren der jüngste Sänger im Kosaken-Chor ihres Vaters. In den 60er Jahren gründeten Sie sogar eine Musikband namens „The Cossaks“ …

Ich hatte damals neben meinem Jurastudium in einer Band gespielt, und als meine erste Platte kam, wollte ich eine Verbindung zwischen meiner früheren Aktivität als jüngster Sänger aller Kosakenchöre der Welt, meiner Bandzeit und der bevorstehenden Zeit als Schlagersänger. Drafi Deutscher hatte seine Magics, Roy Black seine Cannons und ich meine Cossaks. Ab und zu treffe ich noch einen von ihnen. Dann sprechen wir über die alten Zeiten.

Mit Liedern wie „Das schönste Mädchen der Welt“ oder „Ein Mädchen für immer“ waren Sie selbst in den Hitparaden vertreten. Ihre wahren Nummer-eins-Hits wie „Du“ und „Der Junge mit der Mundharmonika“ sangen aber Peter Maffay und Bernd Clüver. Muss man als Texter, Komponist und Produzent besonders neidfrei sein?

Ich bin hochzufrieden mit meiner eigenen Schlagervita. „Ein Mädchen für immer“ war ebenfalls ein echter Top-Hit! Sogar international und mehrfach bis heute! „Du“ hatte ich für mich geschrieben, durfte es aber nicht singen. Das war eine Entscheidung meiner damaligen Schallplattenfirma. Gut für Peter Maffay, der heute noch sagt, dass das Lied mit mir ein genauso großer Hit geworden wäre. Gut für mich als Komponist und Produzent. Und schlecht für meine Schallplattenfirma, die einen Millionenhit verpennt hat.

Zum Ehrentitel „Dschungelkönig“ hat es bei der RTL-Show am Ende nicht gereicht. Die Krone ging an Evelyn Burdecki. Verdient?

Evelyn ist eine ganz reizende und liebevolle junge Frau. Eine großartige Dschungelkönigin! Als Dschungelprinz und inzwischen auch als ihr „Erster Ritter“ und Ratgeber werde ich ihr weiterhin zur Seite stehen, wenn sie meinen Rat oder meine Hilfe in Lebensfragen braucht. Wir hatten eine tolle Zeit im Dschungel mit sehr intensiven und berührenden Gesprächen. Ich wünsche ihr von ganzem Herzen alles Gute. Und wenn sie heiratet, singe ich für Sie das „Ave Maria“.

Evelyn Burdeckis Beruf wird gern mit „Reality-TV-Kandidatin“ beschrieben. Hätten Sie sich zu goldenen „Hitparade“-Zeiten in den 70er Jahren träumen lassen, dass Menschen ohne nennenswerte Talente Karriere beim Fernsehen machen können?

Nun, Evelyn ist mit ihrer Unbefangenheit und Herzlichkeit ihr eigenes Talent, das ihr viele Türen öffnen wird. Ich war einschließlich der Sieger-, Sonder- und Super-„Hitparaden“ weit über 30 mal in diesem Format vertreten und war auch in der von Dieter Thomas Heck produzierten Nachfolgesendung bis zuletzt erfolgreich. Ich bin keinem Wettbewerb je aus dem Weg gegangen. Ich habe auch in dieser Zeit größere und andere Talente erlebt. Die einen blieben, die anderen sind allenfalls Fußnoten der Historie. Da hat sich nicht viel geändert. Schauen wir, von wem man in zehn Jahren noch sprechen wird!

Costa Cordalis ging als erster Dschungelkönig in die RTL-Geschichte ein. Sie und Tina York verließen den Dschungel in unterschiedlichen Staffeln mit Bronze. Inwieweit hilft die Schlager-Vergangenheit beim Stimmenfang der Fernsehzuschauer?

Schlagersänger zu sein, ist eine persönliche Vita, die gewisse Erinnerungen beim Publikum wachruft. Andere lernen Dich neu kennen. Am Ende entscheidet das Publikum in seiner Gesamtheit. Gut für Costa, für Tina und ganz sicher auch für mich! Schlagersänger zu sein, ist aber kein Garant für einen Medaillen-Rang. Den muss man sich schon erkämpfen und verdienen.

Wie wollen Sie den jüngsten Schub an Bekanntheit und Sympathie beruflich nutzen? Sind neue Projekte – jenseits der Schwarzmeer-Kosaken – geplant?

Ich bin auf unserer Jubiläums-Tournee, wie schon lange geplant und vorbereitet, fast das ganze Jahr im konzertanten Großeinsatz. In unserer kurzen Pause nehme ich ein neues Schlager-Album auf, dazu habe ich eine Reihe von Fernsehterminen und Schlager-Auftritten und bereite weitere Projekte vor, die ich in Kürze kommunizieren werden.

Sie haben mit vielen prominenten Musikerinnen und Musikern gearbeitet. Wem würden Sie dringend raten, auch mal in den Dschungel zu gehen?

Nach meinen Erfahrungen kann ich das jedem empfehlen, der das Abenteuer liebt, seine Grenzen ausloten und womöglich neu definieren will und, wenn er auf das Geld nicht unbedingt angewiesen ist, an die Menschen denken möchte, die auf unsere Hilfe und Nächstenliebe angewiesen sind.

Welche Dschungel-Prüfung empfinden Sie rückblickend als besonders eklig bzw. gefährlich?

Zum Glück gab es nur positive Bilder, selbst bei den Essens-Prüfungen. Die erste Prüfung in schwindelnder Höhe war sicher die größte Herausforderung, aber auch der größte Motivationsschub. Danach wußte ich, dass ich alles schaffen kann, und so kam es. Meine letzte Prüfung, bei der ich das einzige 100-Prozent-Ergebnis der Staffel erzielte, war für mich sicherlich die schönste. Da war ich Baghira unter Krokodilen und Schlangen und habe das voll genossen. Und seitdem bin ich für die Presse „der deutsche Crocodile Dundee“ und „Chuck Norris des Dschungels“! Wahnsinn!

Die Fragen stellte Michael Scholten.

Bild ganz oben: © Manfred Esser