Die Straße frei den Neonazis. So jedenfalls kann man einen Beschluss der Behörden ansehen, der vergangene Woche eine Kundgebung der NPD auf dem Münchner Rotkreuzplatz erlaubte und dafür den dort ansässigen Obstständen und den Cafés  die Öffnung untersagten. Eine Entschädigung wurde für den Verdienstausfall nicht in Aussicht gestellt.

Über solche Kleinigkeiten regen wir uns natürlich nicht mehr groß auf, denn wir haben ja eine Ruderin, die doch glatt das Olympische Dorf verlassen musste, weil sie mit einem Neonazi liiert ist. Ihr wird mit einer bemerkenswerten Schnelligkeit ein Liberalismus-Kranz geflochten. Dabei stand kein anderes „Grundrecht“ der Sportlerin in Frage, als das, ihr Land zu „repräsentieren“. Wenn man bei einer Olympiade so versessen aufs Nationale ist, dann müssen sich die Mitglieder der jeweiligen „Mannschaft“ gefallen lassen, über sportliche auch bürgerliche und menschliche Qualitäten zu zeigen. Im privatisierten Sport kann jeder und jede machen was das Geld, das man ihm oder ihr zahlt, erlaubt. Die deutsche Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen aber ist ein Projekt der Gesellschaft, gesponsored hauptsächlich by Deutsche Sporthilfe, Bundeswehr und Polizei. Ob ich mich nun für Menschen interessiere, die ein Boot mit Muskelkraft schneller durch das Wasser bewegen wollen als andere, oder auch nicht: Was die Sportler dort treiben, tun sie in meinem Namen (und ein bisschen: mit meinem Geld). Und ich möchte mich nicht von einer Sportlerin repräsentieren lassen, die mit einem Neofaschisten liiert ist, privat oder sonstwie.

Könnten wir uns vielleicht einmal darauf einigen, bitte: Faschismus ist keine Privatsache! Faschismus ist keine Meinung und keine Einstellung, sondern ein Anschlag auf Menschlichkeit, Demokratie und Völkerverständigung. Und die besagte Sportlerin hat, wie ihre Kollegin schließlich mitteilte, aus ihrer entsprechenden Gesinnung kein Hehl gemacht; es war „ein offenes Geheimnis“.

Während Nationalismus in jeder Spielart gerade das neue Ding in den Mainstream-Medien ist, werden sie ausgerechnet in einem Fascho-Fall wieder ganz weich und verständnisinnig und „privacy“-trächtig.

 

Zu weiteren Kleinigkeiten (von Georg Seeßlen) bitte hier …