Die grünen Ungeheuer

Burtons verfilmte Sammelkarten

Nicht, dass wir keine grünen Männchen mögen. Nicht, daß wir schwarzen Humor nicht liebten. Nicht, daß wir einen Zweifel an der zivilisationskritischen Relevanz des destruktiven Chaos hegten. Es ist nur so, daß Comic-Sammelkarten kein geeignetes Szenario für einen Film sind. Denn Tim Burton (Ed Wood, Edward mit den Scherenhänden) unternahm es, die Karten, die 1962 eine verkaufsfördernde Maßnahme für Kaugummi waren, vom Blatt weg zu verfilmen. Er verfügt neben seinem guten Ruf noch über den wunderbaren Jack Nickolson, das computergestützte Produktdesign der Filmindustrie, sowie den Gedanken, es wäre einmal lustig, halb Amerika marsmäßig grillen zu lassen. Aber sonst hat er nichts, zum Beispiel notdürftig handelnde Figuren: Nickolson ausgenommen, wären Personage und Handlung zu schlicht für eine vorabendliche Soap Opera. Und dem grünen Schleim vom Mars fehlt gleichsam der rabenschwarze Witz, der destruktive Charme, von denen die alternative Comic-Kultur heute geprägt ist:

Burton ist wie Mamis Liebling, der einmal heimlich popelt und glaubt, nun sei er ein wilder Typ. Auch Tom Jones gehört zur menschlichen Ausstattung, aber den läßt Burton nicht von den grünen Schleimern verkohlen. Feige ist er auch noch. Auf Präsidenten und Abgeordnete schießen kann schließlich jeder. Ein Populist.

Autor: Henryk Goldberg

Text geschrieben März 1997

Text: veröffentlicht in Thüringer Allgemeine