Eine Woche, bevor die thematisch verwandte (ganz wunderbare!) Literaturadaption „Alles was wir geben mussten“ in den deutschen Kinos anläuft, startet „Womb“. Das Thema: Klonen ist möglich, was macht die Menschheit daraus. Klingt spannend. Ist es auch.

Und nun muss ich aufpassen, nicht ungerecht zu werden. Ich habe den Film von Regisseur Benedek Fliegauf im vorigen August beim Internationalen Filmfestival Locarno das erste Mal gesehen. Und war recht angetan. Präsenz der Hauptdarstellerin, die raffinierte Bildgestaltung und der Thrill der Story nahmen mich für den Film ein. Inzwischen habe ich „Alles was wir geben mussten“ gesehen. Im Vergleich fällt „Womb“ (zu Deutsch: „Die Gebärmutter“) denn doch ab, weil der philosophische Gehalt – anders als bei „Alles was wir geben mussten“ – doch recht dünn ist.

Aber: Gerechtigkeit. Und der Tipp: Man sollte sich diesen Film vor „Alles was wir geben mussten“ ansehen! – Story in Stichworten: Junge Frau verliert den Geliebten durch einen Unfall. Dank neuester Medizintricks kann sie ihn als Klon selbst noch einmal austragen. Das Kind wird erwachsen. Aber wird es auch zum Liebhaber der eigenen Mutter werden?

Selbst die Unfallszene hat Fliegauf nicht mit Effekthascherei ausgestattet. Der mag es offenkundig minimalistisch. So verzichtet er wohltuend auf endlose Dialoge. Er erzählt die schön-seltsame Geschichte mit leichtem Grusel-Kick ganz unaufgeregt in oft wie gemalt anmutenden Bildfolgen. Die Hauptdarsteller Eva Green und Matt Smith spielen dementsprechend verhalten. Understatement angenehm altmodischer Art ist angesagt. Das elegische Was-wäre-wenn-Spiel zum gar nicht spielerischen Thema Klonen geht als gut gemachtes Schauermärchen durch, nicht mehr und nicht weniger.

Peter Claus

Womb, Benedek Fliegauf (Deutschland, Ungarn, Frankreich 2010)

Bilder: Camino (Neue Visionen)