Wolkenkratzer, Neonlichter, Werbetafeln – alles grell – alles bedrohlich – und das vor allem auch, weil neben Menschen Roboter die Szenerie beherrschen – solche Bilder gibt es in vielen Science-Fiction-Filmen. 1927 aber schuf Regisseur Fritz Lang damit als erster die filmische Vision der Endzeit. Eine Pioniertat.

Die Story von Verstümmelung und Restaurierung des Films und dessen x Versionen kann vielfach nachgelesen werden, sei hier also nicht wiedergekaut. Faktum: Knapp 150 Minuten von einst wohl sehr viel mehr sind nun zu sehen, Zwischentitel verweisen auf das Fehlende.

Lohnt es, sich den Film anzusehen? – Viele Kritiker und viele Filmfreaks beantworten die Frage mit einem enthusiastischen „ja“. Dem kann ich nicht so ohne weiteres folgen. Auch ich finde es beeindruckend, was Fritz Lang und Team vor weit mehr als einem halben Jahrhundert tricktechnisch und in der Ausstattung vollbracht haben. Auch ich sehe zehn, fünfzehn Minuten mit Entzücken architektonische und technische Zukunftsentwürfe, die manches, was in später erfolgreichen Science-Fiction-Abenteuern geboten wurde, in den Schatten stellen. Aber dann beginne ich mich schlichtweg zu langweilen. Die Story um Menschen, Maschinen und Maschinenmenschen finde ich einfach nur fragwürdig, vor allem, weil sie kritiklos ein Herrenmenschenbild zeichnet, dass dem der Nazis ekelhaft nahe kommt. Wenn da vom „Herz als Mittler zwischen Hirn und Hand“ gefaselt wird, beschleicht mich doch ein Grausen! Die deutsche Satire-Zeitschrift „Simplicissimus“ schrieb 1927: „Nimm zehn Tonnen Grausen, gieße ein Zehntel Sentimentalität darüber, koche es mit sozialem Empfinden auf und würze es mit Mystik nach Bedarf; verrühre das Ganze mit Mark (sieben Millionen) und du erhältst einen prima Kolossalfilm.“ Das unterschreibe ich auch 2011.

Peter Claus

Metropolis, Fritz Lang (Deutschland 1927, restaurierte Fassung von 2010)

Bilder: Warner

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