Die Berliner Philharmoniker mögen technische Experimente. Das Orchester war beispielsweise vor Jahrzehnten das weltweit erste, das eine CD aufgenommen hat. Jetzt also der erste Orchesterfilm in 3D. Regisseur Michael Beyer und Kameramann / Co-Regisseur Tomas Erhart haben ein Konzert in Singapur, mit Mahlers 1. Sinfonie und Rachmaninows Sinfonischen Tänzen, aufgezeichnet. Im ersten Teil, Mahler, bleiben die Kameras im Konzertsaal, im zweiten gehen sie in die Stadt, streifen durch Singapur.

Liebhabern klassischer Musik wird ein tatsächlich besonderes Erlebnis geboten. Dezent in der Kameraführung, nie auf grelle dreidimensionale Effekte setzend, bietet der erste Teil die Möglichkeit, tatsächlich in das Orchester einzutauchen. Kein noch so teurer Sitzplatz in einem Konzertsaal ermöglicht auch nur annährend Ähnliches. Hier ist tatsächlich spürbar, wie die Musiker, jede eine Solistin, jeder ein Solist, gemeinschaftlich Kunst erschaffen. Faszinierend! Die 3D-Technik macht wirklich Sinn. Der zweite Teil könnte bei einigen Kino-Besuchern erst einmal für Verwirrung sorgen: Bilder, Szenen aus der Stadt Singapur sind der Musik zugeordnet. Hier wird vorweggenommen, was ansonsten bei vielen Musikhörern im Kopf passiert: der Geist geht zu den Klängen auf Wanderschaft. Das wird nicht jedem gefallen. Ich finde es überaus reizvoll. Denn auch hier: keine vordergründige Illustrierung, sondern eine Ergänzung der Musik. Wie schon geschrieben: Für Liebhaber klassischer Konzerte ein Hochgenuss.

Peter Claus

Berliner Philharmoniker in Singapore – A Musical Journey in 3D, Michael Beyer/ Tomas Erhart (Deutschland 2011)

Bilder: NFP