24. August 1572: Katharina de Medici verantwortet ein Massaker, das unter dem Namen „Bartholomäusnacht“ bis heute berüchtigt ist. Paris soll von Blut überschwemmt gewesen sein. Der Katholizismus Katharinas wollte sich mit dem Morden die Macht gegenüber allen Andersgläubigen sichern. 1994 hat Patrice Chéreaus all das in seinem schlicht betitelten, dabei grandiosen Epos „Die Bartholomäusnacht“ gespiegelt. Bertrand Tavernier wagt nun keinen Aufguss. Er denkt über den damaligen Religionskrieg – mit stets spürbarem, sich aber nie aufdrängendem Blick auf heute – anhand einer Geschichte nach, die nicht direkt im blutigen Schatten der Herrscherin Katharina spielt.

Die Handlung beginnt 1562. Der Religionskrieg tobt bereits in Frankreich. In den gerät die schöne, adlige Marie de Mézières (Mélanie Thierry), weil sie nicht den Mann heiraten darf, den sie liebt, sondern den heiraten muss, den der Vater für sie erwählt hat. Weil sie aber dem Geliebten ewig nachtrauert, und der Gatte das merkt, kommt’s zu heftigen inneren und äußeren Kämpfen.

Bertrand Taverniers Film basiert auf einer Novelle aus dem 17. Jahrhundert, die angeblich auf Tatsachen beruht. Der Regie-Altmeister Tavernier entgeht allem drohenden Kitsch, indem er sehr leise erzählt, wenn es um Gefühle geht, aber überaus deutlich wird, wenn der Dreck von Krieg und Machtkampf ins Spiel kommt. Das wird besonders an einer „Nebenfigur“ deutlich – an einem von Lambert Wilson mit dem schönen Charme der späten Jahre verkörperten alten Haudegen, der die Unsinnigkeit allen Schlachtens erkennt und versucht, mit seinem Wissen die Menschen um sich herum ein bisschen klüger werden zu lassen. Einen Mann seines Schlages wünschte man sich nur zu gern im gegenwärtigen Polit-Zirkus!

Nachdem es den faden Musketieren jüngst fast gelungen ist, uns das Genre des historischen Kostümfilms gründlich zu vermiesen, kommt es hier vergnüglich, klug und höchst spannend wieder zu Ehren.

Peter Claus

Die Prinzessin von Montpensier, Bertrand Tavernier (Frankreich 2011)

Bilder: Studiocanal