Nanni Moretti ist offenkundig kein praktizierender Katholik. Das hat er schon in einigen seiner Filme deutlich gemacht. Als bekannt wurde, dass er einen Film um den Papst drehen würde, rechneten viele mit einer wütenden Abrechnung mit der Kirche als Institution. Diese Abrechnung bleibt aus. Was den Film umso größer macht.

Die Handlung ist schön aberwitzig: Der neu gewählte Papst (Michel Piccoli) gibt Fernsehgeld und flieht vor der Verantwortung. Ein Psychiater (Nanni Moretti) soll den armen Mann wieder ins Lot und damit auf den Thron bringen. Das dauert. Dann haut der Kardinal richtig ab und versucht, zu sich selbst zu gelangen. Die Publicitymaschinerie des Vatikans muss also verdammt hart schuften, um den Gläubigen der Welt eine einigermaßen glaubwürdige Erklärung zu geben, wieso der neue gewählte Papst nicht auf dem Balkon überm Petersplatz steht und winkt. Klar, dass die wüstesten Gerüchte um die Welt gehen. Ganz unklar hingegen ist, wie das enden soll.

Der italienische Star-Regisseur Nanni Moretti hat einen geradezu zärtlichen Film gedreht. Der Humor provoziert in der Regel allenfalls ein Lächeln. Der Verführung, sich wohlfeil auf das irdische Machtzentrum der katholischen Kirche zu stürzen, hat er sich erfreulicherweise nicht ergeben. Hier wird das Florett geschwungen, kein Hackebeil! Wenn auch kein frommer Katholik, so bezeugt Moretti doch seinen Respekt.

Hauptdarsteller Michel Piccoli, schon weit über 80, stattet die Hauptfigur mit angenehmer Würde aus. Man glaubt ihm die Angst vor der eigenen Courage und – das Wichtigste – zittert mit ihm, ob er aus dem Dilemma zwischen aufgebürdeter Verantwortung und eigenem Lebensanspruch herausfinden wird.

Und wie geht’s aus? Das sei hier natürlich nicht verraten. Nur das: zwischendurch hängt die Erzählung ab und an durch, weil Nanni Moretti, der auch das Drehbuch geschrieben hat, die Balance von Komik und Tragik nicht immer perfekt hinbekommt. Dafür bietet er dann ein Finale, dass einen mit Komik, Romantik und sogar Lebensweisheit fast aus dem Kinositz schleudert. Da darf einem ruhig für ein paar Augenblicke der Mund vor Staunen offen bleiben!

Peter Claus

Habemus papam – Ein Papst büxt aus, von Nanni Moretti (Italien/ Frankreich 2011)

Bilder: Prokino (Fox)