Shakespeare lässt grüßen. Der bei ihm entlehnte Titel deutet auf die Ermordung von Julius Cäsar und damit das Thema des Films: die öffentliche Abschlachtung eines Politikers. Somit ist von Anfang an klar, dass alles Lächeln, mit dem die Geschichte anhebt, falsch ist.

Ausgangspunkt des Geschehens: anstehende Wahlen zum Präsidenten der USA. Die Kandidaten sind auf Stimmenfang. Da gilt es nicht allein, die Konkurrenz aus der jeweils gegnerischen Partei auszuschalten, vor allem müssen erst einmal die Mitbewerber aus den eigenen Reihen abserviert werden. Hollywood hat sich damit schon mehrfach auseinandergesetzt, sehr beeindruckend in „Der Kandidat“. 1964 war das. Wer diesen Film in Erinnerung hat, den gruselt’s angesichts der neuen Inszenierung von George Clooney besonders. Denn es stellt sich der fatale Eindruck ein, dass sich nichts geändert hat, dass die Politik nach wie vor nicht von Vernunft und dem Bestreben, den Wählern zu dienen, geprägt wird, sondern von schlichter Gier nach Macht und Ruhm und Geld.

Die Handlung beginnt mitten im Wahlkampf im US-Bundesstaat Ohio. Mike Morris (George Clooney) ist einer von denen, die für die Demokraten antreten. Ein hochkarätiges Team managet die Wahlkampftour. Paul Zara (Philip Seymour Hoffman), ein alter Haudegen und Freund von Mike, ist der Chef der Truppe. Stephen Myers (Ryan Gosling), ein Jungspund mit viel Idealismus, nach Paul die Nummer zwei. In seinem Bemühen, um jeden Preis erfolgreich zu sein, schießt er übers Ziel hinaus. Entscheidende persönliche und berufliche Fehler werfen ihn aus der Bahn. Plötzlich heißt es für ihn, Mensch zu bleiben und aus dem Rennen zu fliegen oder sich korrupt und unmenschlich zu verhalten, um weiter an entscheidender Stelle im schmutzigen Spiel mitzumischen. Spannung erwächst also erst einmal aus der Frage, welchen Weg Stephen einschlägt. Noch spannender allerdings sind die vielen Schlaglichter, die der Film auf das alltägliche Polit-Geschäft wirft. Dabei wird klar, dass niemand, tatsächlich niemand, eine saubere Weste hat.

George Clooney beweist wieder einmal seine Klasse als Schauspieler, aber auch als Regisseur. Seine nun schon vierte Inszenierung besticht durch Dichte, psychologische Glaubwürdigkeit und eine alles Geifern vermeidende Sicht auf die politische Realität.

Nein, es werden keine neuen Erkenntnisse vermittelt. Die alte Wahrheit von der Unaufrichtigkeit des politischen Alltags wird jedoch kraftvoll und – im Ton der Erzählung – originell gestärkt. Ein handfester Thriller, dessen Spiegelung der Wirklichkeit von brutaler Offenheit ist. Wer diesen Film gesehen hat, wird sich bei der nächstanstehenden Wahl wohl noch schwerer tun als bisher.

Peter Claus

The Ides of March, von George Clooney (USA 2011)

Bilder: Tobis