Zugegeben: ich bin Bruce Willis-Fan. Nicht, weil der Typ nun schon Jahrzehnte erfolgreich die Muskeln spielen lässt, sondern weil er dieses Spiel fast immer mit schöner Selbstironie zugleich auch ad absurdum führt. Zudem hat er ja schon in einigen Filmen bewiesen, dass er auch ganz ohne Body-Angeberei einiges zu bieten hat. Der Mann ist einfach ein guter Schauspieler. Das sieht wohl auch Erfolgsregisseur Stephen Frears so, nicht erst seit „Die Queen“ eine Ikone des anspruchsvollen Unterhaltungskinos ist. Drum hat er Willis im Kino-Märchen „Lady Vegas“ nun auch die entscheidende Rolle übertragen. Es ist nicht die Hauptrolle. Die spielt Rebecca Hall. Sie verkörpert eine Frau, die von der Stripperin zur Business-Managerin im Wettgeschäft aufsteigt. Weil mit ihrer sehr offenherzigen Kleidung und dem nicht immer feinen Auftreten oft aneckt, muss sie allerdings manche Schlappe einstecken, ehe sie völlig auf Erfolgskurs gehen kann. Dabei lernt sie eine Menge, vor allem, dass nahezu alles käuflich ist, die Liebe aber keinesfalls.

Die Engländerin Rebecca Hall spielt das gut, dem Geschehen folgt man gern, auch wenn das Vorbild „Pretty Woman“ ein, zwei Mal zu deutlich durchschimmert. Clou des Films aber ist die Darstellung von Bruce Willis. Er holt das Optimum aus der Figur eines Sportwetten-Königs, der stets im Rahmen des Gesetzes und menschlicher Grundwerte agiert. Dabei zeigt er einerseits, dass der von ihm verkörperte Charakter ein ziemlich engstirniger Spießer ist, gibt ihm aber andererseits eine schöne Größe, indem er dessen Mut zu emotionaler Offenheit betont. Das macht Willis mit kleinen Gesten, einem scheinbaren Nichts an Mimik und lakonischem Sprechen. Nein, „Oscar“-reif ist das nicht. Dazu ist die Rolle zu klein, sind auch die Anforderungen an den Star zu gering. Doch die Eleganz seines Spiels prägt den Film wesentlich und gibt der kleinen, leichten Komödie das berühmte bisschen Mehr.

Peter Claus

Lady Vegas, von Stephen Frears (USA / Großbritannien 2012)

Bilder: Wild Bunch (Central)