Uralt-DDR-Kalauer: Die Sonne geht im Westen unter. Aber mit was für einem Glanz! Inzwischen ist selbst dieser Glanz verblasst. Der Lack ist ab. Die ersten, die an ihm gekratzt haben, waren die Damen und Herren, die das Unternehmen „Treuhand“ führten. Im Schatten der „Wir sind ein Volk“-Phrasen und „Blühenden Landschaften“-Seifenblasen haben sie die DDR verramscht. Wobei sie leichtes Spiel hatten: die marode Industrielandschaft im Osten Deutschlands und dazu das Nicht-Verstehen der Gesetze der Marktwirtschaft seitens der „Ossis“ haben den „Wessis“ Tür und Tor geöffnet. So war ein Raubzug sondergleichen möglich.

Als Vertreterin des öffentlichen Rechts war es offizieller Auftrag der Treuhandanstalt, die staatseigenen Betriebe zwischen Kap Arkona und Fichtelberg, Schierke und Frankfurt/ Oder so schonend wie nur möglich zu organisieren. Geschont jedoch wurden vor allem die Kassen der Investoren, die auf Übernahme lauerten. Massenentlassungen und Betriebsschließungen waren an der Tagesordnung. Dazu kam die Raffgier Einzelner, die nicht unbedingt die Hebel der Macht bedienten, jedoch gefährlich nah an diesen agierten. Bis heute ist nicht klar, wie viele D-Mark unter der Hand verschwanden. Korruption und Vetternwirtschaft führten zu handfester Wirtschaftskriminalität. Das Schlimmste: die Politik hat ein Großteil ihrer Handlungschancen verspielt, weil sie den Wirtschaftsbossen ein bis dahin nicht gekanntes Maß an Macht zugeschanzt hat. So führt die Geschichte der Treuhand auch in die heutige internationale Wirtschaftskrise!

Sachlich und unhysterisch, doch deutlich von Zorn geprägt, versucht die Dokumentation das Geflecht aus Lügen und Versagen zu erhellen. Das ist Geschichtsunterricht im besten Sinne. Die als Produzenten beteiligten Fernsehsender, die eigentliche Produktionsfirma und der Regisseur, der seinen Namen nicht mehr im Zusammenhang mit dem Film genannt wissen möchte, haben sich, so verlautete, während der Endphase der Realisierung des Films zerstritten. Warum, ist nicht bekannt. Da reift die Spekulation, dass mancher Anklagepunkt in der Dokumentation nicht vorkommen konnte/ sollte/ durfte, ja, dass der Arm der Treuhand-Damen und -Herren mit den dreckigen Westen noch heute einiges bewirken kann in Deutschland. So wird der Film gänzlich zur Warnung, „denen da oben“ alles Agieren „im Namen des Volkes“ zu überlassen. Man kommt auf den Gedanken, dass es Zeit ist, jenen Spruch wieder zu skandieren, der vor dem Fall der Mauer lange erst leise, dann laut durch das Mauerländle schall: „Wir sind  das Volk!“

Böse Pointe: Die Binsenweisheit, dass eine Kette nur so stark ist, wie ihr schwächstes Glied, hat sich auch für Deutschland bewahrheit. Die Kette aus so genannten alten und neuen Bundesländern, aus Ost und West, erstrahlt längst überwiegend in dem Glanz, mit dem die DDR 1989 untergegangen ist, ökonomisch und mental. Der Osten leuchtet!

Peter Claus

Goldrausch – Die Geschichte der Treuhand, (R: Dirk Laabs – uncredited; Deutschland 2012)

Bilder: RealFiction