Männer, die Männer lieben, leben in West-Europa und den USA weitgehend unbehelligt. Zwar sind unterschwellige Diskriminierungen längst nicht vom Tisch, auch nimmt die Gewalt gegen Schwule in den letzten Jahren wieder zu, doch im Vergleich zu anderen Ländern sieht es ganz gut aus. Schließlich gibt es Staaten, in denen Homosexuellen die Todesstrafe droht, und es gibt solche, wo die Anti-Schwulen-Stimmung Konsens ist und sich oft in brutaler Gewalt niederschlägt. So zum Beispiel in Serbien. Dort wurden vor knapp zwei Jahren die Teilnehmer einer Schwulen-Parade in Belgrad von Schlägertrupps niedergeknüppelt, begleitet von Rufen wie „Tod den Homosexuellen“. Beinahe 150 Menschen wurden verletzt, zum Teil schwer. Die Regierenden, die ihr Land schließlich im europäischen Bündnis wissen wollen, rufen unentwegt zur Toleranz auf, explizit auch in Fragen der Sexualität. Doch die schwulenfeindliche Stimmung im Land schwelt nach wie vor. So absurd das im Jahr 2012 anmutet, so absurd ist die Story: Tierarzt Radmilo (Milos Samolov) rettet Ex-Gangster Limun (Nikola Kojo), jetzt Chef einer Sicherheitsfirma, das Hündchen. Limun fühlt sich deshalb dem Veterinärmediziner verpflichtet. Drum kann er nicht kneifen, als der ihn auffordert, eine Schutztruppe für die von Radmilos Freund Mirko (Goran Jevtic) organisierte Gay-Pride-Parade bereit zu stellen. Plötzlich muss Limun bei seinen Leuten selbst gegen Dummheit und Intoleranz handfest angehen – und entfacht ein Chaos, wie es heftiger kaum sein könnte.

Harte Pointen, eiskalter Fäkalhumor und viel Slapstick entlarven die Gefährlichkeit all jener, die mit Gewalt gegen Anderslebende und Andersdenkende vorgehen. Sensibel ist der Film nicht, jedoch wirkungsvoll. Verfechter dessen, was „ Political Correctness“ heißt, dürften ziemlich irritiert werden. Denn hier heißt es: Schnauze auf und im Notfall auch die Faust geballt. Dabei wird gezeigt, dass die vielfältige Brutalität in Serbien auch eine Folge des so genannten Bürgerkriegs nach dem Fall des Eisernen Vorhangs ist. Das wird jedoch nicht als Entschuldigungs-Argument missbraucht. Ein wirklich schlagkräftiger Film!

Peter Claus

Parada, von Srdjan Dragojevic (Serbien/ Slowenien/ Kroatien/ Montenegro/ Mazedonien/ Ungarn/ Deutschland 2011)

Bilder: Neue Visionen