Bilder in Schwarz-Weiß, jazzige Musik wie aus einem französischen Film der 1960er Jahre – sofort ist klar: Regie-Debütant Jan Ole Gerster hat Stilwillen. Und nicht nur das: Er kann das, was er will, auch umsetzen.

Die Geschichte klingt nach Nichts. Und im Grunde dreht sie sich auch um Nichts: eine Zeit des Leerlaufs im Leben eines jungen Mannes in Berlin. Tom Schilling verkörpert ihn. Schilling, sonst meist eher schluffig anmutend, hat hier eine enorme Energie, die sich sofort auf den Zuschauer überträgt. Man hängt sich gern an ihn, begleitet ihn auf seinem Episoden-Reigen durch Tag und Nacht mit von Szene zu Szene wachsender Neugier. Um ihn: exzellente Akteure. Es ist ungerecht, aber nur einer sei herausgehoben: Michael Gwisdek – knackig, prägnant, cool und dabei herzerweichend gefühlvoll. Eine Mini-Rolle. Gwsidek gibt ihr Größe. Das ist jeden deutschen Filmpreis wert!

Dazu: Es ist ein pfundiger Berlin-Film. Selbst Einheimische, echte, hier geborene Leute, können Dank des unverstellten Blicks auf die Stadt Neues entdecken, überraschend Schönes übrigens – und das ohne alles angeschaffte „icke, dette, kiecke ma“. Herrlich!

Peter Claus

Oh Boy, von Jan Oler Gerster (Deutschland 2012)

Bilder: X-Verleih