Uhrmacher Fred (Colm Meaney) landet in Irland im Abseits. Er ist arbeitslos. Er hat keine Wohnung. Sein Auto wird zum rettenden Ort. Kann das lange gut gehen? Die Frage wird immer drängender, denn Fred beginnt den Junkie Cathal (Colin Morgan) als so etwas wie einen Bruder im Leid zu akzeptiert. Es entwickelt sich beinahe so etwas wie ein Vater-Sohn-Verhältnis. Doch von Romantik keine Spur. Die Verhältnisse, sie sind nicht so. Eine Katastrophe scheint unausweichlich zu sein.

Schlicht fotografiert und inszeniert, erreicht das Drama eine packende Dichte. Gelegentlich wirkt das fast dokumentarisch. Regisseur Darragh Byrne, Kameramann John Conroy und die Hauptdarsteller sind nicht auf schrille Effekte aus. Stattdessen wird klar gezeigt, welche Hürden die Idiotie der Bürokratie Menschen aufstellt, die vom Rand in die Mitte der Gesellschaft wollen. Da wird sehr genau beobachtet. Klug: Kommentare gibt es keine. Die Zuschauer dürfen ihre eigenen Rückschlüsse ziehen. Leider hält der Film die Stille nicht bis zum Schluss durch. Gegen Ende wird auf Dramatik gesetzt. Vielleicht sollte damit einem vermeintlichen Publikumsgeschmack gedient werden. Doch die vorhersehbare Wendung ins Böse ist unnötig. Bis dahin aber überzeugt der Film als ungewöhnlich nüchterne Analyse der allgegenwärtigen Unmenschlichkeit einer Gesellschaft, die ihre Regeln mehr und mehr an den Möglichkeiten der stromlinienförmig Angepassten ausrichtet, und die darum für gelebte Individualität kaum mehr Raum und Zeit lässt.

In seinen stärksten Momenten erinnert das Drama an britische Filme der 1960er Jahre. Wie damals, so werden auch hier, die so genannten kleinen Leute groß rausgestellt. Nur: Damals herrschte Aufbruchstimmung. Die Filme waren Teil der Auflehnung gegen erstarrte Lebensmuster. Sie konnten etwas bewirken. Die Filmemacher wussten das und gaben ihren Werken die entsprechende Kraft mit. Statt Aufbruch ist derzeit Abstieg angesagt. Resignation gibt den Ton an. Entsprechend düster ist der Ton der Erzählung.

Peter Claus

Parked – Gestrandet, von Darragh Byrne (Irland / Finnland 2010)

Bilder: © Ripple World Pictures