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Der beste Kino-Paganini bisher? Wahrscheinlich – schon vor neunzig Jahren – Conrad Veidt. Der war von der Natur mit einem herrlich dämonischen Charisma beschenkt. Perfekt. Nach ihm, nach Stars wie Iván Petrovich, Stewart Granger und Klaus Kinski, versucht sich nun also David Garrett im Part des legendären Geigers Niccolò Paganini (1782 bis 1840).

Niccoló Paganini war einer der ersten, die um den Wert von Publicity wussten. Der Geiger von zweifellos hohem Können pflegte beispielsweise bewusst jenes Image, das dem Film nun den Titel gegeben hat: „Der Teufelsgeiger“. Das virtuose – aber auch auf Kunststücke ausgerichtete – Geigespielen und die Lust, Frauen zu verführen, haben ihm bis heute einen von Klatsch und Tratsch, von Hass und Zuneigung geprägten Ruf verliehen. Insofern ist David Garrett eine Idealbesetzung. Der langmähnige Star-Geiger, der riesige Säle mühelos füllt, der Klassik-Puristen mit geiger_320seinem Hang zu Show und Effekthascherei abstößt, hat einen Ruf, der dem von Paganini durchaus nahe kommt. Wenn Drehbuchautor und Regisseur Bernard Rose mit dem Film denn auch vor allem Fragen des Star-Kults antippt, ist die Besetzung nur folgerichtig.

Die Story? – Uff, Sex and Music, Kitsch pur, ein Drei-Groschen-Roman, uninteressant. Interessant hingegen: die Spiegelung der Mechanismen des Musik-Geschäfts, der Gnadenlosigkeit der Ausbeutung von Künstlern, heute wohl noch schlimmer als damals. Für einen auf ein Massenpublikum spekulierenden Film ist die gesellschaftskritische Deutlichkeit durchaus erstaunlich. Und David Garrett? Na ja, er wird wohl keine große Karriere als Schauspieler hinlegen. Das will er ja aber wohl auch nicht. Er will sich und seine Musikaufnahmen und Konzerte gut verkaufen. Da hilft ihm dieser Film bestimmt. Optisch ein bisschen an Helmut Berger in seinen Visconti-Jahren erinnernd, überzeugt er als Musiker. Er kann’s. Da wird dann auch klar, welche Ausstrahlungskraft, ja, welche Macht, die Musik auf Menschen haben kann. Nett! – Apropos Helmut Berger. Der tritt in einer Nebenrolle auf – und spielt alle an die Wand. Das ist sogar grandios. Allein seinetwegen lohnt sich der Kinobesuch.

Peter Claus

Der Teufelsgeiger, von Bernard Rose (Deutschland / Italien/ Österreich 2013)

Bilder: Universum Film