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Krankheit hat Konjunktur im Kino. Und das mit Erfolg. Jüngst erst „Still Alice“, aus Deutschland „Honig im Kopf“, davor in den letzten Jahren x andere Spielfilme haben das Publikum angelockt. Entscheidend für den Erfolg sind in der Regel die schauspielerischen Leistungen.

Auch in diesem Fall ist es vor allem Hauptdarstellerin Jennifer Aniston, die für den Erfolg des Films steht. Bisher gilt sie als „Königin der romantischen Komödien“. Dieses Mal also eine überdreht-flippige Auseinandersetzung mit Schrecken und Leid? Nein. Im Gegenteil. Der Film überrascht mit tiefem Ernst und viel Düsternis. Dies tut der Attraktivität aber keinen Abbruch. Jennifer Aniston zeigt überzeugend ihre dramatische Stärke. Sie verkörpert glaubhaft eine von chronischen Schmerzen gepeinigte Tabletten- und Alkoholabhängige. Die von ihr gespielte Claire ist eine Frau in den angeblich besten Jahren, kein Teenie mehr, aber auch noch nicht alt. Ihr Leben wird von chronischen Schmerzzuständen geprägt. Mit Tabletten und Alkohol versucht sie der Pein zu entkommen. Was natürlich keinen Erfolg bringt. Auch die Mitarbeit in einer Selbsthilfegruppe scheint zunächst vergeblich zu sein. Dort aber macht Claire eine Erfahrung, die Hoffnung für sie aufkommen lässt: Leidensgefährtin Nina (Anna Kendrick) ist in den Suizid geflüchtet. Immer wieder erscheint Claire die Tote. Ein intensiver Dialog beginnt. Daraus erwächst Claires Wunsch, Ninas Witwer kennenzulernen. Roy (Sam Worthington) kann Claire vielleicht aus ihrer Gefangenschaft in Schmerz und Sucht befreien. Doch Claire, die vor allem sich selbst hasst, macht es niemandem leicht, sie zu lieben. Spröde und störrisch tritt sie jeder und jedem entgegen. Es fällt schwer, sie zu mögen. Sie steht sich selbst im Weg.

Die Stärke des Films wird nicht durch die Story bestimmt. Die mutet doch zu einfach und zu ausgedacht an. Ganz anders das Spiel der Akteure. Sam Worthington fesselt mit stiller Würde, die Roy selbst in Momenten größter Wut auf das Schicksal bewahrt. Vor allem aber sorgt Jennifer Aniston dafür, dass man sich dem Film nicht entziehen kann. Vielfach bekam sie Lob dafür, dass sie ungeschminkt agiert. Geschenkt. Wichtiger ist, wie nuanciert und feinfühlig sie die Kompliziertheit von Claires Wesen spiegelt. Jennifer Aniston bettelt nicht gefühlsduselig um Sympathie für die Protagonistin. Sie zeigt dafür sehr deutlich, wie der Schmerz die Frau verbittern lässt. Gelegentlich wirkt das geradezu naturalistisch, immer realistisch. Dies und die kluge Zeichnung von Claires Umfeld, all die Pein, die sie anderen bereitet, fesseln bis zum Finale.

Peter Claus

Bilder: Warner

Cake, von Daniel Barnz  (USA 2014)