Der dunkle Lord
Irgendwann wird Miss Marple so aussehen wie Lara Croft. So wie Sherlock Holmes jetzt aussieht wie Robert Downey Jr. Geschadet hat es ihm nicht.
Die Kutschen rasseln und das Pflaster glänzt. So weit ist in diesem Film von Guy Ritchie alles wie es immer war. Auch die Nebenfiguren, der Inspektor, der Schurke, das ganze Personal, sind, wie sie immer waren: schlicht und geradeaus. Nur Sherlock Holmes ist anders und Dr. Watson auch. Die haben nichts mehr von Conan Doyles Grundmuster des bis zur Albernheit logisch denkenden Detektives. Guy Ritchie hat die biederen Privat-Bullen aufgeputzt, so wie etwa Batman und James Bond dem Zeitgeist anverwandelt wurden. Und Robert Downey Jr. bildet mit Jude Law ein Team, dem man das reichliche Jahrhundert seiner Weltkarriere nicht ansieht. Die Herren prügeln sich auf eine Weise, die so gar nicht gentlemanlike ist, Mr. Holmes ist Teilnehmer eines üblen Schläger-Turniers und er berechnet seinen knochen- und organschädigenden Einsatz wie ein Schachspiel. Wenn er an einer Leiche arbeitet, dann konstantiert er zufrieden „Verwesung“ und zieht genießerisch die Luft ein. Ach ja, eine Story gibt es auch, aber die sollte uns nicht nachdenklich machen. Es geht darum, das Empire zu retten, ein bisschen Giftgas, ein bisschen schwarze Magie und ein dunkler Lord, dessen Name genannt werden darf. Er heißt Blackwood, liest vor seiner Hinrichtung die Offenbarung und geht hernach fröhlich morden. Der Film ist serienfähig, die Fortsetzung ist garantiert. Zwei Stunden entspannte Unterhaltung für Menschen, denen Miss Marple zu bieder ist und Rambo zu brutal. Bisschen Nostalgie muss schon sein, die Pfeife hat er immer noch. Aber der Rauch über London hat andere Gründe.
Autor: Henryk Goldberg
Text: veröffentlicht in Thüringer Allgemeine, 29.01.2010
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