ws_sommer_dvd_200Eine Symphonie junger Körper

Der Glanz dieser Tage war also fertig und ein Flop. Inzwischen erwachte in mir wieder die Bastelleidenschaft. Um diese zu befriedigen, musste schnell noch ein Film gedreht werden. Und es musste wieder ein Ausstattungsfilm sein.
Was lag näher, als den nächsten Film im buntesten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts anzusiedeln? Dann könnte man sich in puncto Bauten und Kostüme richtig austoben. Bereits Ende 1989 hatte ich eine Förderzusage des Hamburger Filmbüros über 80.000 Mark in der Tasche, noch vor dem später einsetzenden Seventies-Revival, das durch die Modeseiten der Zeitgeistmagazine geisterte. Ich gierte danach, endlich wieder Regieanweisungen geben zu können, denn der Drehort ist für mich wie ein Spielplatz. Nur ohne Eltern und Verbotsschilder. Wer will, darf sich auf dem Set sogar Heroin spritzen.

Bei uns ist eben alles noch genau so, wie zu den seligen Zeiten, als das Wort „Regisseur“ noch nicht erfunden war und es ganz einfach „Spielleiter“ hieß. 
Hochtrabende Pläne schossen wie Pilze aus dem Boden. Wir wollten einen Langhaarigen- Report drehen! Angesiedelt im Goldenen Zeitalter! Das hieß Schlaghosen, progressive Musik und Persico! Ausgeflippte Typen, toffe Muster, heiße Rhythmen und dufte Bienen im Sex-Rausch.
Wir träumten von einer Symphonie junger Körper! Mit Wahn und freier Liebe! Und wir wollten die wahre Geschichte des Conny Kramer erzählen – wie er lebte, wie er liebte. 
Der Film sollte die Bewußtseinserweiterung des Jahres werden. Die Zuschauer sollten wie Zombies aus den Lichtspielhäusern wanken. Geblendet von einem gleißenden Trip in die Vergangenheit, der die Gespenster von gestern wieder zum Leben erweckte.
Dabei sollte unser Film kritisch sein wie kein zweiter: ein Protestsong in Zelluloid! Und alles und jeden in Frage stellen: ein Schuß vor den Bug des Establishments! Eine kinematographische Sprengladung, von der sich keiner so schnell erholen sollte. So jedenfalls hofften wir. Natürlich kam alles ganz anders. Die Laiendarsteller wollten sich nicht nackt vor der Kamera präsentieren, und unsere diesbezüglichen Träume zerfielen im Laufe der Dreharbeiten zu Staub. Und am liebsten hätte ich meine 3 schrottreifen Super-8-Kameras, von denen eine immerhin holzvertäfelt war, in die Ecke geknallt.

Text: Wenzel Storch

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Hans Messias, KATHOLISCHER FILMDIENST über Sommer der Liebe 

„Ein jämmerlicher Film, der mehr Mitleid erregt als provoziert. Storch, der damit kokettiert, durch seine beiden Filme ein erkleckliches Sümmchen an Schulden angehäuft zu haben, stünde finanziell um einiges besser da, wenn er seine Filme einfach nicht gemacht hätte. Er liefert persönliche Kopfgeburten, die nur ihn interessieren, und so ist es schon ein kleiner Skandal, dass „Sommer der Liebe“ mit Mitteln der Filmbüros Hamburg und Nordrhein- Westfalen finanziert wurde. Das Ergebnis ist jedenfalls ein Film, der einem den Feierabend gründlich vergällt.“  

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Georg Seeßlen über SOMMER DER LIEBE :Sommer.de.rLiebe.epd.film

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