Der Tag, als Mutter Beimer starb
Kritisch, aber nicht humorlos führt uns Seeßlen die tieferen soziologischen und familialen Zusammenhänge zwischen Fernseher und der davor gruppierten kleinbürgerlichen Familie vor Augen. Letztere sucht und findet in den imaginären Fernsehfamilien einen Fluchtpunkt und gleichzeitig Therapieangebote für das ohnmächtige Scheitern der eigenen Realfamilie. Und so muss die Serienfamilie Dinge aus- und erleben, wozu die reale Familie offenbar nicht mehr im Stande ist: denn „der einzige Film, der mir ganz und gar nicht hilft, ist der, der Familie so zeigt, wie sie wirklich ist“.
Man muss Georg Seeßlen nicht in allen Thesen zustimmen, aber es ist doch erstaunlich, wie souverän er einmal mehr Filmwissenschaft, Kulturkritik, Psychoanalyse und Soziologie thematisch so bündeln kann, dass weder die Schärfe des kritischen Blickes noch die Lesbarkeit bzw. Verständlichkeit seiner Texte verloren gehen.
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