bräute des nichtsZwei deutsche Traumata, der Nationalsozialismus und die RAF, sind untergründig miteinander verwoben. In beiden hat der weibliche Fanatismus eine besondere Rolle gespielt. Weil im 20. Jahrhundert die Frauen, zusammen mit den Massen, zu politischen Subjekten werden, vollzieht sich ein Umbau nicht nur der traditionellen Geschlechterrollen, sondern auch des Politischen selbst. Triebe werden zu politischen Faktoren. Jutta Brückner entdeckt in den Seelenbiografien von Ulrike Meinhof und Magda Goebbels den gemeinsamen Bodensatz: einen romantischen Fanatismus, in dem Politik als Religion gelebt wird und Erlösung garantieren muss, bis hin zu einem Sado-Masochismus, der in der Destruktion mündet. Beide Frauen stehen für eine andere Seite der Moderne, für die Kontinuität und die Brüche einer weiblichen Mentalitätsgeschichte, in der das Unbewusste der Geschichte sedimentiert ist. Brückner begreift sie als Medien, die den Kampf zwischen der alten und der neuen Form der Politik mit ihren Körpern ausgetragen haben. Die Bewegungen, in deren Dienst sie sich stellten, suchten auf unterschiedliche Weise nach dem Neuen Menschen. Der Weg dorthin führte in den gewaltsamen Tod. Bräute des Nichts. Der weibliche Terror ist auch als Theater- und Videoinstallation im Juni 2008 in der Akademie der Künste Berlin konzipiert. Das Projekt ist Teil des Programms Kunst und Revolte, in dessen Rahmen sich die Akademie der Künste mit dem Erbe der 68er im Spannungsfeld von Ästhetik und Politik befasst.


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