Vor zehn Jahren hat Icks seine provinzielle Heimatstadt verlassen und eine internationale Karriere als Physiker begonnen. Mit dem Fall der Berliner Mauer wird diese jäh beendet: Weil der Kalte Krieg vorbei sei, habe man die Konkurrenz aus dem Osten nicht mehr zu fürchten, und das große Forschungsprojekt wird vom US-Senat abgewickelt. Icks, in den sechziger Jahren geboren, erlebt den ersten Einbruch der Geschichte in seine Biographie als plötzliche Arbeitslosigkeit. Als mittlerweile junger Vater und desillusioniert reist er zum ersten Mal seit zehn Jahren zurück zu seinen Eltern. Schon am Bahnhof konfrontiert ihn der Ort mit seiner Jugend, es beginnt eine Rückreise in die vergangenen dreißig Jahre. Adenauer, Hendrix und Dr. Oetker sind Stationen auf der Erkenntnis, dass seine Geschichte eine deutsche ist, und das Schweigen im Haus seiner Eltern noch immer vom Schock des Krieges stammt, den sie als Kinder erlebt haben. Der Besuch endet im Eklat. Schließlich verschwindet Icks in der Unmöglichkeit, zwischen Geschichtsvergessenheit und Geschichtsversessenheit einen Platz zu finden.

Ralf Bönt hat eine Figur geschaffen, die zeigt, dass der Wunsch nach einem Schlussstrich unter das 20. Jahrhundert und der Wunsch nach einer Konservierung der Geschichte im Ursprung identisch sind. Die Quintessenz überrascht weniger: keine der beiden Haltungen ist lebbar. ‚Icks‘ ist daher die große Parabel auf das unaufgelöste Selbstverständnis der Deutschen am definitiven Ende der Nachkriegszeit.

German Book Office, New York 2000

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