Land des Todes und der Dürre

„Manche Männer können den Arm um eine weinende Frau legen. Für ihn war das nie selbstverständlich gewesen.“ So heißt es am Ende von Cormack McCarthys Roman Kein Land für alte Männer. Und ungefähr so beginnt „The Road“, mit der Unfähigkeit eines Mannes, seinen Arm um seine verzweifelte Frau zu legen. Dann geht sie hinaus in eine untergegangene Welt, in der nur noch Menschenfresser unterwegs sind. Sie lässt den Mann und ihren kleinen Sohn zurück, ohne sich von ihm zu verabschieden.

Das Genre der postapokalyptischen Heldenreise, wie es die Brüder Hughes gerade wieder mit ihrem „Book of Eli“ in alttestamentarischer Wüstheit zelebrierten, scheint ja einigermaßen auserzählt, im Format des Trash Movies wie der literarischen Kunst (bei Paul Auster zum Beispiel in Land der letzten Dinge). Aber Cormack McCarthy macht in seinem Roman „The Road“ mit diesem Genre das, was er in seinen beinhart poetischen „All the Pretty Horses“ oder „No Country for Old Men“ mit dem Neowestern macht, er nimmt es noch einmal fundamental ernst.

John Hilcoat, der in dem von Nick Cave geschriebenen australischen Western „The Proposition“ schon einmal das Ende der Zivilisation erklärte, folgt ihm dabei aufs Bild; selbst die Coen-Brüder wollten in ihrer grandiosen Verfilmung von „No Country for Old Men“ dem Autor nicht ganz so tief in die Verzweiflung folgen. Und wie in „The Proposition“ überzeugt der Regisseur auch hier schon im Umgang mit Farben und Licht, bzw. mit dem Verschwinden von beidem. Wie dunkel kann die Welt sein, um noch den Menschen in ihr zu erkennen?

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filmkritiken 2010-13-300Georg Seeßlen: Filmkritiken 2010 – 2013
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52 Filmkritiken, geschrieben und veröffentlicht in den Jahren 2010 bis 2013, bieten Einblicke und Ansichten, vermitteln Zusammenhänge und Perspektiven.
Das Thema der Filmkritik ist das Filmesehen. Und Filmesehen ist eine Kunst. Und Georg Seeßlen versteht davon eine ganze Menge. Seine kompetente Übersetzung des audiovisuellen Mediums Film in Sprache ist tiefgründig, vielschichtig und bezieht aktuelle gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen mit ein.
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Bild: Senator