Traum verloren

Ich will sein, die deutsche Übertragung des Titels, ist ein individueller Imperativ und er gilt für den 29-jährigen deutschen Oscar-Preisträger Florian Gallenberger so wie er für seine Figuren gilt. Die beiden Jungen auf Mexicos Straßen, die Peso um Peso erbetteln, für ihren Traum, einmal bunte Luftballons zu verkaufen. Und wie traumverloren inszeniert Gallenberger das Sujet Traum verloren. Dieses merkwürdige Verfließen von Nähe und Distanz, von unbeteiligtem Verwobensein, wie es die Bilder der Träume sind. Diese Inszenierung beglaubigt das Handwerk des Regisseurs. Und sein Buch steht für seine Nachdenklichkeit. Eine Geschichte, die lang rührend, berührend ist, ehe sie kippt: Eines der Kinder verrät seinen Bruder, der geht und macht seinen Weg allein, kalt. Er hat einen Traum verloren, den vom unertschütterbaren Vertrauen. So etwas macht kalt, und die Summe all dieser kleinen Kälten ist ein soziales Klima.

Was bedeutet dieser Oscar? Kurzfilme haben, ausserhalb der Festivals, kaum ein Publikum, preiswerte Fingerübungen für Talente. So sind diese Oscars eine Hoffnung, ein Traum. Ob ein verlorener, das zeigen nur die Jahre.

Autor: Henryk Goldberg

Text geschrieben 2001

Text: veröffentlicht in Thüringer Allgemeine