Der 2008 stillgelegte Berliner Flughafen Tempelhof als größte Flüchtlingsunterkunft Deutschlands – das ist das Thema des neuen Films von Karim Aïnouz. Doch den brasilianisch-algerischen Regisseur (Praia Do Futuro, Wettbewerb Berlinale 2014) interessiert nicht nur dieser Aspekt. Anhand einer nachgestellten Architekturführung erfährt man auch einiges über dieses flächenmäßig größte Baudenkmal Europas, ein ehemaliges Naziprestigeobjekt (Bauherr: Hermann Göring).

Ein umstrittener Volksentscheid wandte sich 2014 gegen jedwede Bebauung, so dass das sogenannte Tempelhofer Feld mit seinen 380 Hektar bis heute eine riesige Spielwiese für Freizeitvergnügen aller Art ist.

Der Film beginnt mit faszinierenden Perspektiven, Durchblicken und Ansichten dieses gigantischen Gebäudes, man spürt das große Interesse des Regisseurs für dessen Architektur, um dann aber vor allem zwei Aspekte kontrastierend gegeneinander zu stellen. Einerseits das monotone Leben der Flüchtlinge in den Hangers des Flughafens, andererseits das bunte Treiben draußen auf dem Feld. Menschen, die radeln, grillen, gärtnern, imkern, segelfliegen und dergleichen mehr, und die nicht zu ahnen scheinen, was sich wenige Meter entfernt hinter den Draht-Zäunen abspielt. Von Oktober 2015 bis 2017 lebten in den Hangers bis zu 3000 Menschen, untergebracht in weißen Zellen, Wohncontainern, ohne Dach und ohne Türen, in immer gleichbleibendem Licht, welches zu einer bestimmten Zeit brutal ab- und angestellt wurde.

Über ein Jahr lang begleitete der Filmemacher exemplarisch zwei Männer, Ibrahim, 19 Jahre alt, Kriegsflüchtling aus Syrien, und Qutaiba, Mitte 30, ein Assistenzarzt aus dem Irak und eine Art Anlaufstelle für Probleme jedweder Art. Aïnouz dokumentiert die ganze Maschinerie der sogenannten Flüchtlingsbetreuung – medizinische Versorgungen, Sprachkurse, Hilfe bei Antragsstellungen etc. – aber auch den ganz gewöhnlichen Alltag, der vor allem aus unendlichem Warten besteht. Immer dabei ist die Angst vor Abschiebung, das Heimweh und die Hoffnung auf ein neues, besseres Leben. Ibrahim träumt davon zu studieren. Seine Gedanken, aus dem off gesprochen, wirken wie eine Art Tagebucheintragung, strukturieren den Film. Schließlich erhält er eine Aufenthaltsgenehmigung, der Arzt jedoch wartet weiter auf seine Papiere.

„Zentralflughafen THF“ ist ein einfühlsamer, vorsichtiger Film, der aufzeigt wie verzerrt die Mainstream-Medien diese ganze Problematik darstellen – zurecht ausgezeichnet mit dem Amnesty International Filmpreis der Berlinale 2018.

Daniela Kloock

Bilder: © Lupa Film (Bildrechte: Juan Samiento)