Ein ausgefallenes Plädoyer für erfülltes Arbeitsleben

„Böser Fehler, Opa“, sagt der junge Mann und das ist ein sehr böser Fehler. Er wird es nämlich gleich sehr, sehr schwer haben. Denn der Opa heißt Bruce Willis. Und tut, was ältere Herren immer gern täten, was im richtigen Leben in der Regel aber dem Kino vorbehalten bleibt: Den jungen Kerlen so richtig den Arsch aufreißen.
„Ich hatte mir“, sagt Frank Moss, „unser erstes Date eigentlich anders vorgestellt“ und blickt sich liebevoll um zu Sarah, die sitzt hinter ihm im Wagen. Sie hat Fesseln an den Händen und einen Knebel im Mund. Aber das ist in Ordnung.
„Konntest du sie indentifizieren?“ wird Frank von Marvin gefragt. Marvin erhielt elf Jahre täglich LSD, ein Experiment der CIA. Frank erhielt kein LSD, aber eine gediegene Berufsausbildung. So reicht er Marvin wortlos eine Tüte. Darin sind die Finger der Männer, das wird helfen bei der Identifizierung. Und das ist auch in Ordnung.
Und eigentlich ist alles in diesem Film in Ordnung. Es ist in Ordnung und es ist ein Spaß, dem man seine Geburt nicht nur aus dem Geist, auch aus der Zeichnung des Comic anmerkt. Das sind gleichsam Flachfiguren, wenn Marvin, John Malkovich, seinen ersten Auftritt hat, dann mag man glauben, er sei direkt aus dem Comic in den Spielfilm geraten. Aber selbst das ist in Ordnung.
Denn Robert Schwentke hat für diese Geschichte in Ehren gereifte Schauspieler versammelt, denen das offenkundig einen Schweinespaß macht. Mag sein, das John Malkovich deshalb ständig ein kleines rosa Schweinchen durch die Gegend trägt. Abgesehen natürlich von Maschinenwaffen, Handgranaten und einer veritablen Neurose. Diesen Schauspielern – Helen Mirren, Bruce Willis, Morgan Freeman und John Malkovich – gelingt, was Sylvester Stallone mit den tatsächlich entbehrlichen „Expendables“ nicht gelang: das heitere Kokettieren, der selbstironische Umgang mit dem eigenen Altern. Die Story liegt im Trend, ein ehemaliger CIA-Agent soll von den eigenen Leuten, die böse Politik im Hintergrund, liquidiert werden und sammelt das alte Team. Play it again, Sam und dann machen sie Musik bis den anderen Hören und Sehen vergeht.

„R.E.D.“ steht für Retired Extremly Dangerous, im Ruhestand und extrem gefährlich. Und alle zusammen scheinen sie extrem motiviert. Der Regisseur schafft mit diesen gut gelaunten Schauspielern einen Ton, eine Stimmung, die in gewisser Weise dem Comic entspricht: Man muss die Dinge nicht so furchtbar ernst nehmen, man kann die von den Herrschaften hergerichteten Leichen recht genießen.

„Ich wollte immer einen Mann mit Haaren“, sagt die junge Sarah, aber das meint sie nicht wirklich ernst. Das ist doch tröstlich für einen Mann. Und dass wir anderen etwas anders sind als Bruce Willis, das wollen wir einmal vernachlässigen.

 

Text: Henryk Goldberg

Text erschienen in Thüringer Allgemeine, 01.11.2010

Bild: Concorde