Clown mit Strapsen

Sie war allein, als sie starb und sie blieb allein, Tage, ehe sie gefunden wurde. Sie starb allein wie Rainer Werner Fassbinder, der ihr ein zweites Leben schenkte nach Klimbim. Bei Fassinder war dieser Tod gleichsam konsequent, bei Elisabeth Volkmann beinahe ein Klischee: Das von dem lustigen Clown und der Einsamkeit, wenn die Lichter verlöschen.

Elisabeth Volkmann, erhält die vielen Nachrufe heute als ein Clown. Ein Clown, der zur rechten Zeit am rechten Ort war. Auch das gehört zu einem künstlerischen Erfolg, für den Talent nur eine notwendige, nicht hinreichende Voraussetzung ist: Das Glück, dieses Talent zum richtigen Zeitpunkt im richtigen Umfeld gebrauchen zu können. Als Michael Pfleghaar am 24. Juli 1973, die Serie Klimbim in der ARD startete, da war das eine Revolution, von der Harald Schmidt nur eine Folge ist. Heutigen Tages spricht man von Comedy wie man von Tagesschau spricht, oder Wetten, dass…, auf eine Weise also, als würde es das schon immer geben. Aber es gibt nichts schon immer, alles fängt einmal an. Die Comedy im  deutschen Fernsehen fängt mit Klimbim an. Heute würde das wirken wie ein Karl May, den man als Erwachsener erstmals begegnet, betulich albern. Damals aber, 1973 bis 1979, war das in der Tat eine Revolution, und nicht primär, weil viel Brust vorkam, was die Damen Volkmann und Steeger vorab in den Soft-Sex-Schmonzetten eingeübt hatten. Comedy bedeutet auch eine Art von schrägem, schrillem, buntem Denken, eine Bereitschaft zur allgemeinen Unkorrektheit, die fünf Jahre nach 1968 noch nicht selbstverständlich war. Und ein wenig, wenn Elisabeth Volkmann tobte mit Strapsen und Lockenwickler, war es, als feierte sie fröhlich das Ende der deutschen Hausfrau. Manchmal wird ein Künstler wichtiger, als er es seiner Leistung nach eigentlich wäre, das gilt für alle Mitwirkenden von Klimbim: Weil sie Pioniere waren.

Nach Klimbim findet Rainer Werner Fassbinder Interesse an der Schauspielerin und besetzt in Lola, Lilli Marleen (beide 1981) und Die Sehnsucht der Veronika Voss (1982). Mit Fassbinder starb 1982 wohl auch ihre künstlerische Zukunft, der Rest war Geld verdienen. Ihr Mann, ihr zweiter, war Anfang 2004 gestorben. So war die Ulknudel mit den Strapsen allein, als sie starb.

Autor: Henryk Goldberg

Elisabeth Volkmann starb zwischen dem 25. und 27. Juli 2006

„ Zum Tod von Elisabeth Volkmann, die mit „Klimbim“ das Fernsehen revolutionierte“, veröffentlicht in Thüringer Allgemeine, Juli 2006