Diktatoren weisen mitunter einen Hang zum Exzentrischen auf. Gaddafis Leibwache der vierzig Jungfrauen, Kim Jong-ils extravagante Verköstigung, während sein Volk hungert und natürlich Idi Amin. Der „Schlächter von Afrika“
hat zwischen drei- und vierhunderttausend Menschen auf seinem Gewissen (wenn ein Gewissen existiert haben sollte). Dieser Mann hing fröhlich sein Fähnchen immer in die für ihn genehme außenpolitische Richtung und lies auch mal eine seiner Ehefrauen samt Anhang töten, wenn er genug von ihr hatte. Sich selbst gab der lächelnde Koloss den selbstgewählten Titel „Seine Exzellenz, Präsident auf Lebenszeit, Feldmarschall Al Hadji Doktor Idi Amin Dada, VC, DSO, MC, Herr aller Kreaturen der Erde und aller Fische der Meere und Eroberer des Britischen Empires in Afrika im Allgemeinen und Ugandas im Speziellen“. Vom Hilfskoch in der britischen Kolonialarmee zum Herrscher der Welt. doch auch seine Allmacht hatte Grenzen hatte, das zeigte Barbet Schroeder 1974 mit seiner Dokumentation „Général Idi Amin Dada: Autoportrait“. Amin schien das Interesse von Schroeders Filmteam so sehr zu imponieren, daß er dem französischem Regisseur Rede und Antwort stand, natürlich vor dem Hintergrund der Darbietung seiner Macht. Beim anfänglichen Ausflug in die Fauna Ugandas attestiert er den Krokodilen Angst, wenn sie ihn erblickten. Und wenn er dann in gebrochenem englisch erklärt „It is a headquarter of the crocodile, you can see.“ ist es mit der Ernsthaftigkeit vorbei. Später erklärt er seine politische Haltung, zeigt militärische Übungen und schnell merkt man, der Diktator leidet unter Größenwahn, und die hellste Kerze im Leuchter ist er wohl auch nicht. Seine geistige Überforderung scheint er mit seiner Grausamkeit, seiner körperlichen Erscheinung und seiner opportunistischen Art zu kaschieren. Und als sich dann am Ende Amin vor der Kamera den Fragen einer Schar von kompetenten Ärzten stellt, dann meint man für einen Moment Furcht vor unangenehmen Fragen und Blosstellung in seinem Atmen zu vernehmen. Schnell aber weicht Amin wieder vom Theama ab und beschwichtigt, sucht bei anderen die Schuld und lächelt, als könne er ein Freund sein.
Nachdem der Film fertig war, erhielt der Diktator eine um eine halbe Stunde gekürzte Fassung und zeigte sich zufrieden. In der der Welt lief der Original-Cut. Amins Agenten berichteten ihrem Chef, was sie in der längeren Version sahen und der Machthaber protestierte. Aber Schroeder weigerte sich Schnitte vorzunehmen. Nachdem Idi Amin etwa zweihundert französische Bürger in Uganda als Geiseln nahm, schnitt er doch Teile des Films um. Nach dem Sturz des Diktators 1979, fügte Schroeder die fehlende Stücke wieder ein. Amin starb 2003 im Exil in Saudi- Arabien. (Die DVD ist in Großbritannien erschienen.)

Andre Thaetz

Général Idi Amin Dada: Autoportrait (Frankreich 1974, Regie: Barbet Schroeder)


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