Die Schlinge zieht sich immer enger. Nun gibt es keinen Weg mehr, die Spur von sich weg zu führen. George Stroud (Ray Milland) ist im Gebäude des Janoth-Verlagshauses in New York gefangen. Keiner darf rein oder raus. Der Chefredakteur einer so bedeutenden Investigativabteilung, wie Crimeways, selbst ein Mörder? Was geschah in den letzten 36 Stunden? Wie konnte es zu solch einem Fall kommen? Rückblick: George Stroud ist ein Workaholic. Führt Indizien in Kriminalfällen zusammen, überprüft Fakten und findet kaum Zeit für Frau und Kind. Über allem Handeln im Verlagshaus wacht der Zeitungsmogul Earl Janoth (Charles Laughton), ein Kapitalist in Reinkultur. Kurz, informativ und innovativ muss sich jeder Mitarbeiter zeigen. Zeit ist Geld. Und wer das Licht zu lange brennen lässt, der kann sich seine Papiere holen. Nun also setzt Janoth seinem besten Mann die Waffe auf die Brust. Überstunden oder die nachgeholten Flitterwochen mit der Familie, besser gesagt Entlassung. Stroud zögert nicht lange und kündigt. Um sich seiner selbstlosen Entscheidung bewusst zu werden, kippt er mit der Exgeliebten seines Boss‘, Pauline York, Hochprozentiges, scherzt mit über Erpresserpläne und zieht mit ihr dann noch durch das nächtliche New York. Nachdem er gentlemanlike die Dame in der Wohnung abgeliefert hat, steht Janoth auf Paulines Matte. Dieser kann im Augenwinkel Stroud warnehmen, erkennt ihn jedoch nicht. Im Streit erfolgt dann der Mord.

Am nächsten Morgen hat George mit seinem Kater zu kämpfen, während Frau und Kind bereits am Flitterwochenziel angekommen sind. Am Telefon bittet Janosh Stroud seinen Job wieder aufzunehmen, um die ominöse Figur zu finden, die er vor Paulines Wohnung sah. Dieser könnte er dann den Mord anhängen. Stroud wird zum Jäger – und sein Opfer ist er selbst.

Wenn es vor dem „Weissen Hai“ schon Blockbuster gegeben hätte, das wäre einer gewesen. Die Story erfindet das Rad nicht neu, eine durchweg gute Schauspielerleistung und es wird inhaltlich niemandem so richtig ans Bein gepinkelt. Herlich unkompliziert. Als wenn man Howard Hawks „Sein Mädchen für besondere Fälle“ einiger Screwballelemente beraubt und diese dann mit Charakterzügen eines Suspense-Thrillers im Film-Noir-Gewand ersetzt. Und mein Gott, der Film findet eine hervorragende Balance zwichen beidem. Vor allem die Darstellung des riesigen Medienimperiums gefällt. State of the Art Technik, modernes Design der Büromöbel und mit die ersten Profileransätze im Film. Zu erwähnen ist noch, dass Elsa Lanchester (hier zu sehen als herrlich gewitzte Malerin, die mit ihren Bälgern im Stich gelassen wurde) and Charles Laughton zur Zeit der produktion des Films seit 19 Jahren verheiratet waren. Darstellerin Maureen O’Sullivan und Regisseur John Farrow waren gleichfalls verheiratet und eines ihrer späteren sieben Kinder war Mia Farrow. Nur Hauptdarsteller Ray Milland war intelligent genug niemanden aus der Branche zu heiraten, so dass seine Kinder vielleicht dann doch mal beide Elternteile sehen konnten.

© Andre Thaetz

Spiel mit dem Tode / The Big Clock (USA 1948, Regie: John Farrow )

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