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„Clean, Shaven“ ist anders. Mindestens soweit von Filmen von Regisseuren wie Solondz oder Linklater entfernt, wie deren Filme von Blockbusterproduktionen aus Hollywood. „Clean, Shaven“ folgt nicht der gängigen Erzählweise des im Vergleich doch so gefälligen amerikanischen Independentkinos. Wohl eher ein Experimentalfilm. Der schwer schizophrene Peter Winter wird aus der Psychiatrie entlassen. Blicke verfolgen ihn, Stimmen in seinem Kopf hämmern auf ihn ein. Die Flucht nach vorne bedeutet ein Auto aufbrechen, was ihn fürs erste schützt. Ein Mädchen durchbort mit ihrem Blick die Windschutzscheibe. Winter steigt aus und während die Kamera im Wagen verweilt hört man Schläge, an deren Ende Winter ein schweres Bündel in den Kofferraum legt. Er macht sich auf den Weg zu seiner dominanten Mutter, will Kontakt zu seiner Tochter herstellen, die bei einer Pflegemutter lebt. Währendessen geht der Ermittler Jack McNally Mädchenmorden in der Umgebung nach. Unweigerlich drängt sich ein Zusammenhang zwichen Winter und den Morden auf.

Vieles bleibt offen, wie etwa, ob er Schuld am Tod der Mutter seiner Tochter trägt oder welchen Antrieb der private Ermittler bei der Aufklärung der Mordfälle hat. Puzzleartig fügen sich die Geschehnisse zu einer Handlung erst gegen Ende des Films zusammen und klären zumindest den Zusammenhang zwichen den Mädchenmorden und Winter. Das Hauptaugenmerk des Filmes liegt primär auf der Darstellung der Schizophrenie. Geräusche, Stimmen und Bilder werden aus ihrem Kontext gerissen, geben Nahrung für den schizophrenen Geist. Kontrastiert werden diese Elemente von ruhigen statischen Kameraeinstellungen. Peter Greene spielt den zum Bersten gespannten Charakter erschreckend gut. So gut, daß man den erkrankten Geist zwar sehen kann, aber keinen Zugang zu ihm findet. Verstörendes und radikales Kino.

Bildstörung veröffentlichte die DVD im Mai.

André Thaez

Bild: Bildstörung

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