Kein Geheimnis, nirgends

Dieses wunderbare Buch, in dem der betörende Lavendelduft der Provence mit der professionellen Kälte des Chirurgen erzählt wird. Doch Bernd Eichinger und Tom Tykwer misslingt es schon im Drehbuch, Sprache und Geist des Buches in eine Kino-Geschichte zu verwandeln. Dieser Massenmörder ist ein hässlicher, ein unbemerkter Mann ohne bemerkbare Eigenschaften.

Doch der Film verwandelt dieses fühlbare Nichts in ein inhaltliches und ästhetisches Nichts. Die Leere als Lebensgrundlage kommt nicht vor. Ben Whishaw ist ein guter Schauspieler und, anders als die Romanfigur, ein gut aussehender Mann. Doch das Innere zu zeigen, das Nichts, das dieses Monster gebiert, gibt ihm das Buch keine Chance. Nur Karoline Herfurth. Das Mirabellenmädchen verströmt einen betörenden Zauber, sie vermittelt eine Ahnung von den Geheimnissen, von denen dieser geheimnislose Film nichts weiß.

Henryk Goldberg

Text erschienen in Thüringer Allgemeine (02.06.2011)

Bild: Constantin Film