Die Comic-Fabrik Marvel hat Hollywood in den letzten Jahren viele Dollar eingebracht. Kino-Adaptionen bekannter Produkte aus dem Hause, „Spiderman“ beispielsweise, haben weltweit Umsatzrekorde eingefahren. Kein Wunder, dass die Marvel Entertainment, Inc. selbst kassieren möchte. Zehn Eigenproduktionen sind angekündigt. Mit „Iron-Man“ ist nun die erste zu sehen – eine überaus erfreuliche Leinwand-Novität.

Comic-Realverfilmungen bieten in der Regel ausgetüftelte Action, verblüffende Tricktechnik und, leider, meist eine ziemlich dusslige Story, die dann auch noch derart bierernst serviert wird, dass selbst unerschütterliche Spektakel-Fans den Inhalt der Filme unter „unwichtig“ abbuchen. Das ist in diesem Fall etwas anders. Den Titelheld lernen wir in den ersten zwanzig Minuten als echten Widerling kennen: Waffenhändler Tony Stark (Robert Downey jr.) ist ein Ekelpaket: super reich und super arrogant. Sein Motto lautet „Frieden heißt, wenn man die größere Knarre als der andere hat“. Wie blöd das ist, erfährt der schnöselige Luxustyp am eigenen Leib, als er von afghanischen Terroristen gefangen genommen wird. Dieses schreckliche Erlebnis wandelt ihn vom Ballermann zum Pazifisten. In einer selbst entwickelten Stahlrüstung bekämpft er nach seiner Flucht als „Iron Man“, als „Eiserner Mann“, Schurken allüberall. Assistiert wird ihm dabei von der aufreizend attraktiven und überaus einfallsreichen Virginia Potts (Gwyneth Paltrow). Die Zwei sind unschlagbar. Doch dummerweise gilt es auch, gegen einen vermeintlichen Freund zu kämpfen: Tonys Geschäftspartner (Jeff Bridges). Der will den zum Gutmenschen gewandelten Ex-Waffenfabrikanten für verrückt erklären lassen. Da ist guter Rat echt teuer – und die Spannungskurve steigt noch einmal kräftig an.

Regisseur Jon Favreau setzt mit der Umsetzung der Geschichte neue Maßstäbe für Comic-Verfilmungen. Neben kräftiger Action, irrwitzigen Spezialeffekten setzt er nämlich auf jede Menge Ironie. Typische US-amerikanische Statussymbole wie Sportautos und Waffen werden herrlich verklappst. Das hat durchaus Satire-Format! Problematisch ist eine Veränderung im Vergleich zu den in den 1960-er Jahren entstanden Vorlagen: Da ist der Vietnam-Krieg der Hintergrund, nun ist es Afghanistan. Problematisch ist das deshalb, weil die afghanischen Gegner derart eindimensional gezeichnet erscheinen, dass sie nicht wirklich ernst zu nehmen sind. Ansonsten aber gibt es absolut nichts an diesem Film auszusetzen.

Realisiert mit dem beachtlichen Budget von – offiziell bekannt gegebenen – fast 190 Millionen US-Dollar lockt Marvel auch mit einer interessanten Schauspieler-Besetzung: Robert Downey Jr., Gwyneth Paltrow, Jeff Bridges, Terrence Howard, Samuel L. Jackson – Namen, die für Qualität stehen. Und die wird geboten, was sicher auch daran liegt, dass Jon Favreau selbst als Schauspieler erfahren ist und seine Crew liebevoll geführt hat. Robert Downey jr. („Chaplin“) beweist, dass er nicht nur gut ist für Drogen-Skandale, sondern als überaus wandlungsfähiger Schauspieler mit beachtlichem komödiantischen Talent fesselt. Als die Besetzung bekannt wurde, gab es einigen Argwohn, ob er wirklich überzeugen würde. Er überzeugt vollkommen – und das vor allem wegen des geradezu staubtrockenen Humors, mit dem er anfänglich den Widerling zeichnet. Man kugelt sich wirklich vor Vergnügen im Kinositz. Da er diesen Witz beibehält, wird die Wandlung des Saulus zum Paulus durchaus glaubwürdig, hat aber durchweg einen angenehm ironischen Unterton. Umwerfend gut! Gwyneth Paltrow läuft neben ihm zu Hochform auf und sorgt dazu für eine feine Prise erotischer Spannung. Jeff Bridges als Glatzkopf mit fiesen Einfällen überzeugt als herrlich miese Ratte von Format. Vor allem die Schauspieler, denen das kluge Drehbuch durchweg pointierte Dialoge zur Verfügung gestellt hat, machen „Iron-Man“ zur wohl ulkigsten Comic-Verfilmung aller Zeiten. Ein Heidenspaß! Skeptisch, wenn es um angekündigte Fortsetzungen geht, kommt in diesem Fall durchaus Vorfreude auf, wenn in den versprochenen Teilen zwei und drei, für die Robert Downey jr. bereits unterschrieben haben soll, das Niveau gehalten wird. Dann übrigens soll es, ein verlockendes Versprechen, auch eine sehr persönliche Annäherung zwischen Tony und Virginia geben. Branchenkenner wetten übrigens schon jetzt, dass „Iron-Man“ im Rennen um Platz 1 der diesjährigen Blockbuster-Konkurrenz außerordentliche Erfolgschancen hat. Nun, da gilt es wohl abzuwarten. Demnächst locken schließlich Harrison Ford als Schauspielstar und Steven Spielberg als Regiestar mit „Indiana Jones und das Königreichs des Kristallschädels“. Kein Zweifel aber: „Iron-Man“ bietet Action mit bemerkenswerter erzählerischer Qualität!


Text: Peter Claus


Iron Man


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