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Kino im Kino – da ist wohl nach wie vor Truffauts „Amerikanische Nacht“ das Meisterwerk. Wer’s auch deftiger mag, dem sei diese Klamotte mit Hintersinn empfohlen. Erzählt wird von einem jungen Regisseur, der Kleists „Michael Kohlhaas“ verfilmen möchte. Im schönen Speckbrodi im Bayrisch-Schwäbischen soll gedreht werden. Alle sind da. Nur eins fehlt: das notwendige Geld. Wie’s so ist in deutschen Kinolanden: der Produzent steigt aus, und Förderung gibt’s kohlhaas_320keine. Doch der Jung-Regisseur ist ein Besessener. Zunächst kann er ein Großteil seines Teams begeistern, dann sogar fast alle Ortsansässigen. Doch das Glück währt nicht lang…

Dies ist kein perfekter Film. Aber es ist ein Film, der mit seinem Engagement für die Kunst, mit seiner Lust am Spiel mit Klischees und mit seiner Liebe zu den Figuren für sich einnimmt. Robert Gwisdek begeistert in der Rolle des Regisseurs. Er zeigt das Verrückte, das Sensible, das Komische und Traurige auf einmal – und reißt das Publikum mit. Mit und um ihn agiert ein exzellentes Team, da sind viele Kabinettstückchen zu belachen etwa von Thorsten Merten und von Michael Fuith. Dank ihnen sieht man auch darüber hinweg, dass gelegentlich zu sehr auf die Tube gedrückt und damit das Eigentliche, die Auseinandersetzung mit dem Wert von Kunst, in den Hintergrund gedrängt wird. Herrlich aber, wie es gelingt, sogar die Kleistsche Geschichte zu erzählen. Da gibt es wirklich große Momente.

Peter Claus

Kohlhaas oder die Verhältnismäßigkeit der Mittel, von Aron Lehmann (Deutschland 2013)

Bilder: missingFilms