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Vor drei Jahren hat Noah Baumbauch mit dem Independent-Hit „Frances Ha“ zu Recht einen Sensationserfolg verbucht. Die sensible Komik hat weltweit begeistert. Die daraus erwachsenen Erwartungen löst er mit seiner neuen Komödie clever ein. Es darf geschwelgt werden.

Dabei klingt die Kürzestversion der Geschichte nur albern: älteres Paar trifft jüngeres und will auf Deibel komm raus von den Nachgeborenen das Gefühl des Jung-Seins übernehmen. Kann nicht gut gehen. Was soll’s?! Ganz einfach: Der Fluch des Alterns kann auch komisch gezeigt werden. Was unterhält. Und Mut macht.

Baumbach guckt mit Sympathie in das ihm vertraute Künstlermilieu in New York City. Ben Stiller als Theatermann Josh ist die Hauptfigur. Dem Mann geht’s gut. Doch er fühlt sich schlecht. Als Grund fällt einem nur das Stichwort „Midlife-Crisis“ ein. Gattin Cornelia (Naomi Watts) hält in stiller Liebe zu ihm. Und erträgt ihn. Was nicht immer ganz einfach ist. Da tauchen Jamie (Adam Driver) und Darby (Amanda Seyfried) auf. Die zwei sind Mitte 20, unbeschwert, spontan, verweigern sich den üblichen Zwängen des Konsumterrors. Doch die Komödie bezieht ihre Klasse nicht allein daraus, dass sie die gegensätzlichen Lebenswelten aufeinanderprallen lässt. Wichtiger ist die Auseinandersetzung mit Fragen des künstlerischen Ethos’. Was zum Beispiel bedeutet es für einen Dokumentarfilmer, die Würde seiner Protagonisten zu bewahren, gar zu schützen? Der Film zeigt, was die Hauptfigur Josh erst kapieren muss: Nicht nur das Glück des Einzelnen ist wichtig, wichtig ist, wie er das in der Gemeinschaft halten kann.

Noah Baumbach denkt auf anmutige Weise darüber nach. Das ist leicht, aber nie seicht. Zum Finale (das hier nicht verraten sei) wird’s gar bitter: das Happy End zeigt sich zwar rosarot, doch Baumbach deutet deutlich auf den Dreck unter der Tünche.

Peter Claus

Bilder: SquareOne Entertainment / Universum Film

Gefühlt Mitte Zwanzig, von Noah Baumbach (USA 2015)