Seelenquark

2009 gab es dafür den Silbernen Bär der Berlinale. Ein Qualitätsbeweis? Nein! Darbareye Elly ist erstmal nur eins: breit getretener Seelenquark. Die Geschichte vom Ertrinken (oder vom Nicht-Ertrinken?) einer jungen Frau bei einem Ausflug von mehreren jungen iranischen Paaren verliert sich nach mitreißendem, durchaus geschickt mit Thriller-Elementen Spannung erzeugenden Auftakt im Nichts lähmender Langeweile. Ja, da mag für Iraner einiges Überraschende drin stecken, etwa der, immerhin in Worten lockere, Umgang mit Fragen von Partnerschaft und Ehe. Da stimmt sicher alles, wie die im Verlauf der Handlung klar werdende Vormachtstellung der Männer gegenüber den Frauen. Nur: Als Anstoß für einen politischen Diskurs außerhalb des Irans ist das zu wenig. Und im Lande selbst dürfte es so viel sein, dass aus Angst wohl kaum eine öffentliche Auseinandersetzung entsteht. Als Zeugnis dafür, wie Filmkunst von politischen Verhältnissen kaputt gemacht werden kann, ist der Film für Kulturhistoriker und Gesellschaftswissenschaftler interessant. Aber im Kinoalltag muss sich ein Film auch als publikumstauglich über einen kleinen, mit Insiderwissen ausgestatten Kreis hinaus bewähren. Das kann dieser Film nicht. Am Ende bleibt nur eine Frage: Bestärkt die Auszeichnung eines solchen Versteck-Spiel-Films (zum Beispiel mit einem Berlinale-Bär) nicht eher die jeweiligen Machthaber, als dass sie die Filmemacher wirklich fördert?

Peter Claus

Elly…, Asghar Farhadi (Iran 2009)

Bild: Fugu