Frau B. (SPD) war auch da. Natürlich, das bedeutet nicht viel, denn es ist ganz, ganz schwer, irgendwo in Erfurt zehn halbwegs kultivierte Menschen zu treffen und dabei der netten Frau B. nicht zu begegnen. Aber auch Herr Dr. K. war anwesend, den sie scherzend den Karzenomrat nennen, sowie Frau Dr. M., die nur zufällig des Weges gejoggt kam und sich irgendwie unwohl fühlte. Herr N., ein ehemaliger Bürgermeister, versprach, künftig noch aufmerksamer Zeitung zu lesen, und Herr W., der Gastgeber, bot der Dame außer kalten Getränken das „warme Du“ an, schließlich, so sagte er, waren sie beide in der Gewerkschaft.
Käptn Alfred von der Küste sang Seemannslieder, und zwei richtige Kapitäne waren auch da. Die führen ein Schiff, mit dem so schnell auszufahren sich auch ein Freund der Meere nicht wünscht. Sie sind die Kapitäne der Wahl für eine Seebestattung. Die ist, wie zu lernen war, deutlich preiswerter.
Denn das war, am Rande des Unternehmenslaufes das fröhliche Beisammensein eines Bestattungsunternehmens mit seinen Geschäftsfreunden und künftigen Kunden. Bier & Bratwurst waren umsonst, dafür wurde ernsthaft für ein Hospiz gesammelt – selbstredend in einer Urne.
Irgendwann sang Käptn Alfred von der weißen Taube und dass es einmal vorbei sein muss, denn „einmal holt uns die See“.
Und die beiden Kapitäne nickten zuversichtlich.

Henryk Goldberg (Thüringer Allgemeine, 10.06.2011)