Natürlich kann er das. Er ist mehrsprachig, er ist medial, er hat Kontakte in alle Welt, und er versteht etwas von dem Job, zu dem er berufen wurde. Denn ohne das Internet hätte er diesen Job nie angenommen. Ohne das Internet hätte niemand je erfahren, dass er ein Betrüger ist, und also wäre Karl-Theodor zu Guttenberg noch Bundesminister der Verteidigung und Bundeskanzler im Wartestand. Und als solcher hätte er über diesen armseligen Job gelächelt.

Berater für Internetfreiheit im Auftrag der EU.

Aber was soll er machen. Der Mann ist noch jung, und man weiß ja nie. Vielleicht interessiert sich ja in zwei Jahren niemand mehr für den Schnee vom letzten Winter. Bisschen Getrickst. Machen doch alle. Na und? Sollen lieber vor ihrer eigenen Tür kehren.

Er selbst interessiert sich ja auch nicht mehr dafür. „Dies ist kein politisches Comeback“, betonte er. Hat sich eben so ergeben. Der Auftritt in den USA. Das Interview in der „Zeit“. Der Auftritt in Brüssel.

Eigentlich ist es egal. Eigentlich ist selbst Guttenberg egal, wenigstens, so lange er noch nicht Minister ist. Aber die Botschaft ist nicht egal. Sie kommt von der zuständigen EU-Kommissarin, die ihn berief. Sie hat ihn nicht trotz, sondern wegen seines Rufes engagiert. Und die Botschaft davon ist, dass das alte Lied auch für die europäische Politik gilt: There is no business like show business.

 

Henryk Goldberg in Thüringer Allgemeine 14.12.11

Bild/Ausschnitt: Karl-Theodor zu Guttenberg, 2011; Urheber Peter Weis -gemeinfrei