Es war ein schöner Sommerabend. Und wir beschlossen, ihn noch weiter zu verschönern. Nostalgisch: Im Erfurter Kulturhof Krönbacken zeigte Dagmar Wagenknecht „Die Legende von Paul und Paula“.

Wir wären, dachte ich, bestimmt die Ersten, die auf Einlass warteten. Wir waren aber nur die zweiten . „Nanu“, sagte ich, „was machen Sie denn hier?“ Das ist, zugegeben eine Frage von mäßiger Intelligenz, wenn man sie Leuten stellt, die vor dem Kinoeingang warten. Und ich ahnte auch sofort, warum die beiden da waren: Sie wollten Osten lernen.

Herr K. und Gattin. Herr und Frau K. sind Leute aus dem Westen, angenehm und intelligent, sie arbeiten hier. Und hatten wohl gehört, welche legendäre Rolle der Film hier im kulturellen Gedächtnis spielt. Puhdys kannten sie schon, sie hatten recherchiert.
Irgendwie war mir das peinlich. Nach vierzig Jahren setzt auch ein guter Film Patina an. Denn, wie die Puhdys hier singen „Jegliches hat seine Zeit“.  Das gilt auch für Filme. Paul & Paula sind immer noch schön – aber niemand, der nicht dabei war, versteht, warum dieser Film diesen Status hat. Ich habe versucht, das den beiden zu erklären, aber es war die reine Theorie. Es gibt Filme, die muss man sehen, wenn sie frisch sind.

Wir verabschiedeten uns nach dem Film ziemlich rasch. Sie wollten uns wohl nicht sagen, wie sie die Legende fanden, sensible Leute. Und ich, ich wollte nicht hören, was ich doch weiß.

Henryk Goldberg, Thüringer Allgemeine 08.08.2012

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