Reflexio_3_3-680

 

(Der folgende Texte stammt von Chris Floyd, Kolumnist bei Counter Punch. Das englische Original findet sich hier. Übersetzung M.ST.)

Wir – der Westen – haben Saddam mit Gewalt beseitigt. Wir haben Gaddafi mit Gewalt beseitigt. Wir versuchen Assad mit Gewalt zu beseitigen. Alles brutale Regierungen – allerdings weit weniger drakonisch als unsere saudischen Alliierten und andere Tyrannen rund um den Erdball. Was ist das Ergebnis dieser Interventionen? Die Hölle auf Erden, eine, die sich Jahr für Jahr immer weiter ausbreitet und immer bösartiger wird.

Ohne das amerikanische Verbrechen eines aggressiven Krieges gegen den Iraq – der selbst nach den Bewertungsmassstäben des Westens mehr als eine Million Tote zurück lässt – gäbe es keinen IS, keine „Al Qaida im Iraq“. Ohne die saudische und westliche Unterstützung und Bewaffnung einer Mischung aus extremistischen sunnitischen Gruppen im ganzen Mittleren Osten, die einen Stellvertreterkrieg gegen den Iran und seine Alliierten führen, gäbe es keinen IS. Blicken wir noch weiter zurück. Ohne den umfassenden, direkten  und vorsätzlichen Aufbau bewaffneter sunnitischer Extremisten durch die Vereinigten Staaten und ihrer saudischen Alliierten während der Carter- und Reaganregierung, gäbe es keinen „Krieg gegen den Terror“ – und keine terroristischen Anschläge letzte Nacht in Paris.

Nochmals, wir sollten uns klar darüber sein: die Hölle in der wir heute leben, ist das gewollte und vorsätzliche Ergebnis der Politik der Vereinigten Staaten und ihrer Alliierten in den letzten Jahrzehnten. Washington hat im gesamten Mittleren Osten säkularen politischen Widerstand gegen widerspenstige Führer wie Nasser vernichtet, um korrupte und brutale Diktatoren zu unterstützen, die wiederum halfen, die Agenda der USA zur allgemeinen politischen Dominanz und zur Ausbeutung von Ressourcen voranzutreiben.

Die Geschichte des letzten halben Jahrhunderts ist in dieser Hinsicht völlig klar. Wenn man bis zum Umsturz der demokratischen Regierung im Iran 1953 zurück geht, sieht man, dass die Vereinigten Staaten vorsätzlich und bewusst die extremsten, sektiererischsten Gruppen gepusht haben, um einen breiteren säkularen Widerstand gegen ihre Agenda der Dominanz zu untergraben.

Warum sollte man diese „alten Geschichten“ wieder durchkauen wenn gerade in den Straßen von Paris das Blut fließt? Weil dieses Blut wegen dieser alten Geschichten fließt. Und weil die jüngsten Wucherungen dieser jahrzehntelangen, parteiübergreifenden Kultivierung von religiösem Extremismus durch Washington mit Sicherheit mehr Blut fließen lassen werden und zu mehr Unterdrückung und gewalttätigen Interventionen führen werden. Das wiederum, das ist klar, wird unausweichlich noch mehr Grausamkeiten und Aufruhr erzeugen, wie den, den wir heuten Nacht in Paris gesehen haben.

Ich schreibe und bin verzweifelt. Verzweifelt über die Verkommenheit der Mörder von unschuldigen Menschen in Paris heute Nacht; noch verzweifelter allerdings bin ich über die Verkommenheit der entsetzlichen Mörder, die uns an diesen Punkt in der menschlichen Geschichte gebracht haben: diese Figuren, die über Jahrzehnte hinweg in den hohen Häusern des Westens daran arbeiteten, Hunderte und Tausende zu ermorden, um jede säkulare Opposition zu Gunsten ihrer favorisierten Diktatoren zu vernichten – wieder und immer wieder –, um dabei die extremsten und bösartigsten Sektierer der Welt zu unterstützen, zu finanzieren und zu bewaffnen.

Und dabei gibt es noch einen weiteren Grund zu verzweifeln: denn obwohl dieser geschichtliche Ablauf völlig offen liegt, leicht zugänglich durch die populärsten Quellen, wird das weiter völlig ignoriert werden, sowohl von den Mächtigen wie vom allgemeinen Publikum. Dieses Publikum wird die Mächtigen weiter darin unterstützen, die selbe alte Politik der Intervention und Dominanz, die Politik der Gier zu reproduzieren und immer und immer wieder zu erbrechen – mehr höllischen Welten für uns darin zu leben, Gift für unsere Kinder und alle die nach uns kommen.

Übersetzung erschienen auf unbuddhist.com

Bild: Ausschnitt aus REFLEXIO von Erik Weiser erikweiser.de