Interview mit der Autorin bibo Loebnau über ihren Roman „Zoe – Sind denn alle netten Männer schwul?!“ und die Berliner Clubszene der 80er-Jahre

Im Ihrem Buch begegnet die Romanfigur Zoe dem Musiker Iggy Pop und später auch David Bowie. Sind diese Ereignisse autobiografisch?

bibo Loebnau: Ja, beide Geschichten haben sich tatsächlich so zugetragen, wie ich sie im Buch beschreibe. Ich bin mit 17 Jahren mit einer Freundin nach Berlin zum Iggy-Pop-Konzert getrampt. Wir hatten kaum Geld und haben uns da ganz gut durchgewurschtelt. Und weil der „Dschungel“ in den 80er-Jahren der absolute In-Club war, hielten wir es für sehr wahrscheinlich, dass jemand wie Iggy Pop, der ja früher mal in Berlin gelebt hatte, am Abend vor seinem Konzert dort auftaucht. Irgendwann saß er dann plötzlich leibhaftig neben mir und unterhielt sich mit mir. Dass ein Iggy Pop mir erzählt, was er über Musik denkt, war einfach eine Ehre. Und dann sind wir tatsächlich mit Iggy und der ganzen Truppe bis zum Hotel mitgefahren. Aber da haben wir uns dann verkrümelt, bevor wir rausfinden konnten, was die Jungs mit „Let’s party!“ meinten.

Waren Sie ein Groupie mit Stil oder einfach nur feige?

Wir waren eigentlich recht clever und wussten, worauf das hätte hinauslaufen können. Aber wir hätten gern ein bisschen weitergefeiert, den aufregenden Abend noch ein bisschen weiter ausgedehnt. Die Fahrt in dem Amischlitten durch die nächtliche Stadt war aufregend, aber als wir am Hotel ankamen, war da plötzlich die Realität. Nur ein Schritt weiter und wir wären wahrscheinlich im Bett von irgendwelchen Musikern gelandet. Dann aber nicht mal von Iggy Pop selber! Der hatte sich ja inzwischen mit einer anderen Blondine verzogen.

Stehen Sie heute immer noch auf Iggy Pop?

Aber sicher. Sein neues Album finde ich grandios, darauf singt er sogar französisch. Vor ein paar Jahren habe ich das Revival-Konzert von Iggy and the Stooges live in Berlin erlebt. Auch dort trat der inzwischen über 60-jährige Iggy natürlich mit freiem Oberkörper und in einer knallengen Jeans auf, bei der der obere Knopf offen war. Er machte Stage-diving zu „I wanna be your dog“. Das fand ich ziemlich irre. Es war alles wie in alten Zeiten. Der Mann besteht nur aus Muskeln und Sehnen und ist immer noch knacke-fit.

Und wie war das mit David Bowie?

Auch die Geschichte habe ich selber so erlebt wie sie im Roman steht. Meine Verehrung für David Bowie ist noch ein Stückchen größer als für Iggy Pop. Immerhin habe ich mir damals ein Autogramm auf meine Konzertkarte geben lassen und das jahrelang mit mir rumgeschleppt. Dann wurde mir irgendwann das Portemonnaie geklaut. Ich war untröstlich – nicht wegen des Geldes, sondern wegen dieses Autogramms! Aber Bowie bin ich nicht so nahe gekommen, wie Iggy. Damals im „Dschungel“ habe ich mich ja nicht mal getraut, ihn selber anzusprechen.

Wäre das heute noch immer so?

Ich habe als Journalistin schon mit den spannendsten, aufregendsten und berühmtesten Schauspielern und Musikern gesprochen, aber wenn sich mein Traum erfüllen würde, David Bowie zu interviewen, wäre das wahrscheinlich das schlechteste Interview meiner Laufbahn. Ich hatte vor ein paar Jahren die Gelegenheit, ihm bei der „Harald Schmidt Show“, die ich als PR-Frau betreute, ganz nahe zu kommen. Aber auch da stand ich nur mit klopfendem Herzen und weichen Knien halb verdeckt hinter dem großen Harald Schmidt und habe keinen Ton herausgebracht. Ich möchte nicht wissen, was David Bowie über die stumme PR-Frau neben seinem Talkshow-Gastgeber gedacht hat. Aber über seine Managerin habe ich mir wenigstens noch ein neues Autogramm auf seine CD geben lassen. Das steht jetzt sicher zu Hause in der Vitrine.

Gibt es die beiden Berliner Clubs, in denen sich Zoe in den 80ern amüsiert, immer noch?

Den „Dschungel“ leider nicht mehr. Der war Anfang der 90er-Jahre, mit dem Aufkommen von Techno-Partys und vielen neuen, meist illegalen und damit spannenderen Clubs in Ost-Berlin, nicht mehr angesagt und musste schließen. Aber die Kneipe „Pinguin Club“ gibt es heute noch. Sie sieht noch genau so aus wie damals. Es stehen sogar noch dieselben Barkeeper hinterm Tresen. Und wenn mein lieber Gosto arbeitet, sitze ich da immer noch gern herum und trinke mein Beck’s aus der Flasche. Das ist wie eine Zeitreise.

Wie sahen die beiden Lokale in den 80er aus?

Der „Pinguin Club“ war und ist ein bisschen auf American Diner getrimmt, mit Fotos von Film- und Musik-Stars aus den 50ern und 60ern an den Wänden – klein, relativ dunkel und gemütlich. Der „Dschungel“ war das komplette Gegenprogramm – cool in jeder Beziehung. Das war früher mal ein China-Restaurant. Aus dieser Zeit stammten noch das Aquarium und der kleine Mosaik-Springbrunnen am Fuße der Wendeltreppe, die hoch zur Galerie und Cocktail-Bar führte. In der Erinnerung habe ich einen sehr durchgestylten, coolen Club vor Augen, aber neulich bin ich im Internet über einen kleinen Film aus den 80ern gestolpert, der den „Dschungel“ von innen zeigt. Da habe ich die spießige Holzvertäfelung hinter der großen Bar entdeckt, die ich scheinbar komplett verdrängt hatte. Das lag wahrscheinlich daran, dass es weniger die Location selbst war, sondern vielmehr die coolen, interessanten Typen, die den „Dschungel“ damals bevölkerten und zu dem gemacht haben, was er war: der angesagteste Club Berlins. Da feierten seit den 70ern nicht nur David Bowie und Iggy Pop, sondern auch Mick Jagger, Frank Zappa, Nick Cave, Boy George und Prince. Aber Sylvester Stallone wurde an der Tür abgewiesen, weil er als „Rambo“ so gar nicht da rein passte. Solche Geschichten trugen natürlich auch zum Mythos bei.

Wenn dort so viele Prominente ein und aus gingen, kann man den „Dschungel“ dann mit dem „P1“ in München vergleichen?

Nein. Von dieser Schicki-Micki-Szene hielt man in Berlin überhaupt nichts. Die Türpolitik des „Dschungels“ war eine völlig andere. Es ging nicht darum, Geld zu haben, teure Klamotten zu tragen, ein aufgetakeltes, sexy Blondchen zu sein oder einfach nur irgendwie prominent. So was wollte man im „Dschungel“ überhaupt nicht haben. Der Club war das deutsche Pendant zum New Yorker „Studio 54“. Die Leute sahen toll aus, aber vor allem kreativ. Du konntest da auch mit den schrägsten Secondhand- oder Punk-Klamotten reinkommen, so lange sie scharf gestylt waren. Und es war kein Anmachschuppen wie das „P1“. Irgendwelchen Promis, die in München wahrscheinlich ganz weit vorne gewesen wären, konnte es passieren, dass sie in den „Dschungel“ gar nicht reinkamen, weil sie eben nicht ins Bild passten. Hier herrschten eigene Regeln. Das war ja gerade der Grund, weshalb so viele spannende Prominente kamen, weil sie im „Dschungel“ eben unbeobachtet und ohne angequatscht zu werden, feiern konnten. Sie waren einfach Teil des Gesamtkunstwerks „Dschungel“.

Wären Sie und Ihre Freundin damals als normale Gäste in den „Dschungel“ rein gekommen, wenn Ihr Cousin nicht einer der Besitzer gewesen wäre?

Nie und nimmer! Wir fanden uns natürlich unheimlich cool, und für Bremen galt das vielleicht auch, aber für den „Dschungel“ waren wir schlicht Landeier. Mit unserem Styling waren wir einfach viel zu harmlos und langweilig. Und in den Club kamen ja nur Leute, die das Bild komplettierten und interessant waren. Und das waren wir mit 17 – zumindest optisch – nun wirklich nicht.

Wie repräsentativ waren „Pinguin Club“ und „Dschungel“ für das Berlin der 80er Jahre?

In der Außenwirkung sehr. Zumindest der „Dschungel“. Der war ja auch weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannt. Wir erinnern uns zum Beispiel an den „Ideal“-Song „Berlin“, in dem er auch vorkommt. Ich weiß von vielen Leuten, die damals auch nur deshalb übers Wochenende nach Berlin gefahren sind. Also, das war schon eine Institution.

Wie viel von der Stimmung des Berlins der 80er Jahre findet man heute noch in der Stadt?

Eigentlich gar nichts mehr. Das Außergewöhnliche der Mauerstadt hat sich in Normalität aufgelöst. Heute gibt es natürlich immer noch eine riesige Kneipen- und Club-Szene, aber das ist nicht mehr meine Welt.

Wer hat sich mehr verändert, Sie oder Berlin?

Berlin. Aber die Veränderungen liefen natürlich parallel. Irgendwann musste ich mich von diesem sehr lässigen Studentendasein verabschieden, als man ausgehen konnte, wann immer man wollte. Die typischen Ausgehtage waren damals Donnerstag und Sonntag. Das ging dann irgendwann nicht mehr, als ich anfing zu volontieren und zu arbeiten. Ende der 80er hatte ich dann auch andere Interessen und merkte, dass es vielleicht doch etwas eintönig und langweilig ist, mit den immer selben Leuten über die ewig gleichen Themen zu reden. Einige von denen entwickelten sich nicht sonderlich weiter, und bei mir passierte in der Zeit wahnsinnig viel. Außerdem hat sich Berlin in den ersten Jahren nach der Wende komplett verändert. Alles zog neugierig in die neuen Clubs im Ostteil, und im Westen tat sich nicht viel. Dann war die Techno-Musik überall angesagt, und das war eben überhaupt nicht mein Ding. Es gab dann ein paar Jahre lang noch das alte „90 Grad“ in Schöneberg, wo man abtanzen konnte, aber dann war’s auch gut. Seit ein paar Jahren hat eine Art Rückbewegung Richtung West-Berlin stattgefunden, aber das interessiert mich nicht mehr. Ich freue mich, dass es den „Pinguin“ noch gibt und tanze heute lieber auf privaten Partys oder gehe zu Live-Konzerten.

Ist David Bowies ehemalige Wohnung in Schöneberg noch eine Pilgerstätte für Sie?

Das Haus in der Hauptstraße 155 ist von meiner heutigen Wohnung aus quasi in Sichtweite. Von meinem Schreibtisch aus blicke ich zumindest in die Richtung, aber das war wirklich nur Zufall. Ich habe halt eine schöne Altbau-Wohnung in Schöneberg gesucht.

Das war ja bisher alles sehr biografisch. Wie authentisch ist denn der Rest von „Zoe“?

Der Roman ist eine wilde Mischung aus komplett erfundenen Figuren und Geschichten, echten Protagonisten mit fiktiven Geschichten, echten Geschichten und erfundenen Figuren und ein paar autobiografischen Elementen. Die komplette Rahmenhandlung ist reine Fiktion. Ich habe zum Beispiel nie in einer Galerie gejobbt. Die biografischen Daten von Zoe sind natürlich von dem inspiriert, was ich gut kenne, aber dann habe ich meiner Fantasie freien Lauf gelassen. Allerdings würde ich nicht über eine Frau schreiben, die immer wieder reinrasselt mit schwulen Männern, in die sie sich verguckt, und deren beste Freunde schwule Männer sind, wenn ich nicht selber solche Erfahrungen gemacht hätte.

Wie erklären Sie es sich, dass Sie früher immer wieder ausgerechnet auf die unerreichbaren, schwulen Männer gestanden haben?

Ganz so war es ja nicht. Ich habe mich nicht bewusst in schwule Männer verliebt, sondern es ergab sich in der Szene, in der ich mich bewegt habe, zwangsläufig, dass der eine oder andere attraktive Mann auf Männer stand und nichts von mir wollte. Schließlich war Berlin in den 80ern die Schwulen-Hochburg der Republik. Da es damals auch sehr angesagt war, bisexuell zu sein, bestand ja immerhin noch die kleine Möglichkeit, dass vielleicht doch etwas daraus wird. In meinem Roman habe ich das Ganze dann noch ein bisschen mehr zugespitzt. Im wirklichen Leben hatte ich natürlich den einen oder anderen Hetero-Freund und habe schließlich sogar meinen Mr. Right gefunden und geheiratet.

In den 80er Jahren kam AIDS ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Hat das die Partyszene damals stark verändert?

Die Jungs, mit denen ich damals ausging, waren größtenteils Pärchen. Das ist übrigens immer noch so. Von denjenigen, mit denen ich immer noch befreundet bin, sind die meisten seit über 20 Jahren liiert. Ich kenne mehr intakte, langjährige schwule als Hetero-Beziehungen. Wir sind damals in erster Linie zum Tanzen ausgegangen und nicht so sehr zum Baggern. AIDS war natürlich ein Thema und in der schwulen community viel früher als im Rest der Gesellschaft. Deshalb war ich da sehr rechtzeitig informiert, was zum Beispiel Übertragungswege und Safer Sex anging. Das war für mich ein echter Vorteil. Ich habe zum Glück auch keinen meiner engen Freunde durch HIV verloren.

Einer der skurrilsten Männer im Buch ist Wilhelm, der Zoe mit seiner Pickelhaubensammlung bezirzen will. Ist das eine wahre Geschichte?

Nein, die Begegnung ist mir im wirklichen Leben zum Glück erspart geblieben! Aber es hat mir sehr viel Spaß gemacht, mir die Szenerie auszudenken.

Was gab den Anstoß, das Buch zu schreiben?

Ich habe zuletzt elf Jahre lang bei Sat. 1 gearbeitet und dort die Show-PR gemacht. Mitte 2007 beschloss ich, dass es an der Zeit sei, mich mit einer PR-Agentur selbständig zu machen. Doch zuvor habe ich mir ein halbes Jahr Auszeit gegönnt und hatte dadurch die nötige Zeit und Muße, mir meinen langgehegten Traum zu erfüllen, ein Buch zu schreiben. Kurz zuvor hatte ich einem Freund dabei geholfen, aus seinem Manuskript-Entwurf ein richtiges Buch zu machen, und dabei festgestellt, dass ich in der Lage bin, Texte zu schreiben, die länger sind als Zeitungsartikel oder Pressemitteilungen.

Haben Sie die Geschichte chronologisch geschrieben oder erstmal nur Ihre Erinnerungen aufgeschrieben?

Chronologisch – genau, wie ich schon immer meine Zeitungsartikel oder Pressemitteilungen verfasst habe. Alles in einem Stück runter schreiben und dann ein bisschen feilen. Es war faszinierend, festzustellen, wie die Geschichte sich dann quasi verselbständigte und einfach aus mir herausfloss. Beim Lektorieren ist an manchen Stellen ein bisschen gekürzt worden und neue Geschichten sind dafür dazu gekommen, aber im Prinzip ist das fertige Buch genauso gedruckt worden, wie ich es mir in der ersten Fassung ausgedacht habe.

Wer war Ihr erster Leser?

Mein Freund Hape Kerkeling. Ich hatte nur den Anfang und die ersten beiden Geschichten im „Pinguin“ und „Dschungel“ geschrieben und ihm das einfach vorgelesen. Er war auf Anhieb begeistert und hat mir Mut gemacht, den Roman fertig zu schreiben.

Woher kennen Sie Hape Kerkeling?

Ursprünglich durch die Arbeit. Ich habe damals seine Sendung „Darüber lacht die Welt“ bei Sat.1 betreut. Wir sind uns begegnet und haben uns auf Anhieb verstanden und sehr gemocht. Daraus ist eine Freundschaft entstanden, die im Laufe der Jahre immer intensiver geworden ist. Und nun sind wir schon seit vielen Jahren eng befreundet. Seit ich selbständig bin, arbeiten wir auch ab und zu wieder zusammen. Die Kombination funktioniert sehr gut.

Wie lange haben Sie gebraucht, bis das Buch fertig war?

Dreieinhalb Monate für die erste Fassung. Dann habe ich sie zwei Freunden aus der Medienbranche vorgelesen. Mit deren Anmerkungen und Anregungen habe ich mich daran gemacht, das Manuskript zu überarbeiten und daran zu feilen. Das hat dann noch mal einen Monat lang gedauert, bis ich zufrieden mit dem Ergebnis war.

Hatten Sie bestimmte Rituale während Sie geschrieben haben?

Nicht wirklich. Ich habe tagsüber geschrieben, aber teilweise auch die Nächte durch, bis morgens um vier. Da ich „Zoe“ im Sommer geschrieben habe, saß ich meist auf der Terrasse unseres Sommerhäuschens, südlich von Berlin, und habe ins Grüne geguckt. Und wenn mir mal gerade nichts einfiel, hab ich zwischendurch den Rasen gemäht oder die Eichhörnchen beobachtet. Ich habe auch teilweise die passende Musik zur jeweiligen Geschichte gehört, um mich in die damalige Zeit zurückzuversetzen. Dafür hab ich sogar meinen alten Dual-Plattenspieler reaktiviert, um mir einige Songs, die ich nur auf Vinyl besitze, noch mal anzuhören, wie zum Beispiel „The Screaming Blue Messiahs“ – und festgestellt, dass die Musik eigentlich immer noch ganz cool ist. Aber ich habe auch viel Amy Winehouse gehört, die ich in der Zeit gerade für mich entdeckt hatte.

Wie haben Sie es schließlich geschafft, einen Verlag für Ihr Buch zu interessieren?

Ich habe zunächst mal mein Bücherregal durchforstet und überlegt, welche Verlage wohl in Frage kämen für das Thema des Buches. Dann habe ich mich im Internet und bei meinen Freunden erkundigt, wie so was geht. Die Auskünfte waren nicht sehr ermutigend, weil einem jeder sagt, dass es wahrscheinlicher ist, einen Sechser im Lotto zu tippen, als ein Buch-Manuskript bei einem renommierten Verlag unterzubringen, wenn man das als „No-Name“ versucht. Bei tausenden, unverlangt eingesendeten Texten landet man normalerweise umgehend wieder im Ausgangskörbchen und bekommt im Höchstfall eine freundliche, standardisierte Absage. So war es auch bei mir. Nach zwei Monaten trudelten nach und nach Absagen ein. Doch mein Favorit, der Eichborn Verlag, hatte sich noch nicht gemeldet. Da ich eine unerschütterliche Optimistin bin, hatte ich also weiter Hoffnung. Und schließlich beschloss Eichborn, mein Buch zu drucken. Ich war total aus dem Häuschen. Dann dauerte es noch einige Monate, doch schließlich erschien „Zoe – Sind denn alle netten Männer schwul?!“ sogar gleichzeitig als Hardcover und Hörbuch, das auch noch die wunderbare Anneke Kim Sarnau eingelesen hat.

Was ist aus Ihrer PR-Agentur geworden?

Die gibt es natürlich weiterhin. In den letzten Jahren habe ich zum Beispiel die PR für die Filme „Ein Mann, ein Fjord!“ und „Horst Schlämmer – Isch kandidiere!“ gemacht und ich mache die PR für meinen Freund Piet Klocke. Ich bin da in einer sehr luxuriösen Situation, dass ich mich derzeit nur mit Dingen beschäftige, die mir wahnsinnig viel Spaß machen. So kann es gerne weitergehen.

Gibt es bereits Ideen für neue Bücher?

Ja, sogar gleich für mehrere, ganz unterschiedliche Projekte. Zuletzt ist eine Science-Fiction-Kurzgeschichte von mir in der durch die Songs David Bowies inspirierten Anthologie „Hinterland“ (Wurdack Verlag) erschienen. Derzeit schreibe ich am nächsten Roman, und gleichzeitig arbeite ich mit einem Autoren-Freund an einem witzigen Ratgeber. Mal sehen, was mir noch so alles einfällt …

Das Gespräch führte Michael Scholten

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Biografie bibo Loebnau

Im Oktober 1963 wurde bibo Loebnau in Bremen geboren. Zehn Jahre später hatte sie ihren ersten Kontakt mit der Medienwelt: Bei einer Generalprobe durfte sie dabei zugucken, wie Rudi Carrell „Am laufenden Band“ moderierte. Anschließend landete sie in der Radio-Bremen-Kantine – auf der Jagd nach einem Autogramm – auf dem Schoß von Klaus Kinski. Beides faszinierte sie, doch statt für eine Karriere im Show-Business entschied sie sich mit 14 Jahren für einen Beruf auf der anderen Seite. Im Kino sah sie den Watergate-Film „All the presidents men“ und beschloss: „Irgendwann sitze ich auch als investigative Journalistin in einem Großraumbüro, wie bei der ‚Washington Post’!“ Zumindest das mit dem Großraumbüro sollte später klappen…

Nach dem Abitur ging sie nach Berlin und studierte Germanistik, Komparatistik, Publizistik – und das aufregende Nachtleben in der Mauerstadt der 80er Jahre. Im „Pinguin-Club“ und im legendären „Dschungel“ verbrachte sie so manchen spannenden Abend und begegnete interessanten Künstlern und Lebenskünstlern. Dass einige der Erlebnisse aus dieser Zeit später als Inspiration für ein Buch dienen würden, ahnte sie damals noch nicht.

Stattdessen fasste sie ihr eigentliches Ziel wieder ins Auge und lernte ab 1989 in der „Journalistenschule Axel Spinger“ das journalistische Handwerk von der Pike auf. Als sie ein Kürzel für ihre ersten kurzen Zeitungsartikel suchte, entstand „bibo“ – die Kombination aus Birgit und ihrem Mädchennamen Borchert. Schnell wurde „bibo“ zu ihrem Spitznamen und Markenzeichen.

Während des Volontariats bei der Boulevardzeitung „BZ“ erlebte sie den Mauerfall und dessen Folgen hautnah als Lokalreporterin. Nach dem Ende ihrer Ausbildung holte die „Bild am Sonntag“ sie nach Hamburg. In der Unterhaltungsredaktion wühlte sie in den Niederungen des Promi-Klatsches, schrieb Kino- und TV-Kritiken und konnte große Interviews mit Stars und Sternchen führen. Doch Berlin ließ sie einfach nicht los, so zog sie schließlich zurück und nutzte ihre Promi-Kontakte in der TV-Redaktion der „BZ“. Bei ihren Dienstreisen zu „Wetten, dass…?“ lernte sie nicht nur Thomas Gottschalk, sondern auch Fred Kogel kennen.

Als neuer Geschäftsführer holte dieser sie 1996 als Pressefrau für sämtliche neuen Show-Formate zu Sat.1. Elf Jahre lang betreute sie Sendungen wie „Gottschalks Hausparty“, „Die Harald Schmidt Show“, „Darüber lacht die Welt“, „Nur die Liebe zählt“, „Ladykracher“ und „Schillerstraße“. Sie erlebte die spannende Aufbruchstimmung in dem Berliner Sender, war für Pressereisen auf Mauritius, in Kenia, Italien, Finnland, Malaysia und quer durch Deutschland unterwegs und sorgte dafür, dass „ihre“ Stars in der Presse perfekt platziert wurden.

Im Mai 2000 heiratete sie einen Bremer, den sie aber in Berlin kennen gelernt hatte, und hieß fortan Birgit Borchert-Loebnau. Doch der Spitzname „bibo“ blieb.

Ende 2007 zog sie den Schlussstrich unter ihr Angestelltendasein. Sie beschloss, sich als „bibo Loebnau“ mit eigener PR-Agentur selbständig zu machen und zukünftig unter anderem ihre Freunde Hape Kerkeling und Piet Klocke in Sachen PR zu betreuen.

Doch zuvor erfüllte sie sich einen lang gehegten Wunsch: Sie schrieb ihr erstes Buch. In „Zoe – Sind denn alle netten Männer schwul?!“ ließ bibo Loebnau sich von vielen Erlebnissen, die sie in ihrer Jugend hatte, und Menschen, denen sie im Laufe der Jahre begegnet war, inspirieren.

bibo Loebnau lebt mit Mann, aber ohne Kinder, Hund oder Katze in einer Altbauwohnung in Berlin und trinkt noch immer ab und zu ihr Beck’s im „Pinguin“.

Zoe – Sind denn alle netten Männer schwul?!
Roman von bibo Loebnau
Eichborn Verlag
ISBN-10: 3821860677
Gebundene Ausgabe, 240 Seiten
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Audiobook mit 3 CDs, gelesen von Anneke Kim Sarnau
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Inhaltsangabe: Sie ist charmant, cool, witzig, unabhängig, attraktiv, anspruchsvoll – und immer noch auf der Suche nach Mr. Right.
Wie viel Pech in der Liebe kann man eigentlich ertragen, ohne vom Glauben abzufallen? Oder macht jeder Mr. Wrong Zoe nur stärker, weil sie dem einen, dem Einzigen immer näher kommt? Nach unzähligen grandios gescheiterten Fast-, Kurz- und Ganzkurz-Beziehungen zieht sie Bilanz und erzählt temperamentvoll und mit viel Witz ihre Geschichte: Aus Bremen ins verlockende Berlin der 80er Jahre, mit Szenekneipen, Musik von Iggy Pop und David Bowie, Uni und interessanten neuen Menschen. Und immer wieder glaubt sie, den Mann ihrer Träume gefunden zu haben, der sich in der Regel als Fehlbesetzung entpuppt – oder als schwul. Und so wächst und wächst die Zahl der männlichen Freunde, auf die sie sich verlassen kann, die ihr mit Rat und Tat zur Seite stehen, aber leider nix von ihr wollen. Aber was genau will Zoe eigentlich?

mehr Infos im Netz unter: bibo-loebnau.de