Eine Mennonitengemeinde in Nordmexico. Finstere Nacht- sternenklarer Himmel. Ein Sonnenaufgang gewährt Einlass in die der modernen Gesellschaft abgewandte Siedlung von Johan, Esther und ihren sechs Kindern. Es wird selten gesprochen und wenn, dann Plautdietsch. Keine technischen Spielereien, nur das Notwendige, Traktoren, Autos, Melkmaschinen. Puristisch die Einrichtung, kein SchnickSchnack, der ablenken könnte. Ebenso die Wesenszüge der Menschen, pragmatisch.

Johan quält sich. Er liebt eine andere; und seine Frau weiss es. Wenn er sich nicht schnell entscheidet, droht er beide zu verlieren. Das Leid dieser Liebe lastet auf allen dreien. Keiner geht mit ihr leichtfertig um, jeder hadert mit den Konsequenzen. Wie in dem ein Jahr zuvor erschienenen Film „Sehnsucht“ von Valeska Grisebach
agieren auch hier Laienschauspieler vor ländlicher Kulisse. Der Film lässt sich sehr viel Zeit, aber die braucht er auch. Der Zuschauer taucht in den Rhythmus ein, findet Zeit, kann beobachten. Die Selbstbeherrschung und Schweigsamkeit wird nur selten von Gefühlsausbrüchen unterbrochen, die aber dann um so heftiger erscheinen. Selbst der sexuelle Akt scheint sich all diesen Tugenden und der bedrückenden Dreiecksbeziehung zu unterwerfen. Loslassen sieht anders aus.

Die Größe von „Stellet Licht“ erschliest sich aus seinen Charakteren. Wo sonst eine einzelne Träne kaum Beachtung finden würde, wirkt sie hier wie ein erumpierender Vulkan. Am Ende des Films steht die pure Wahrhaftigkeit, – keine Furcht mehr. Man blickt in aufrichtige und ehrliche Gesichter.

Und mit der hereinbrechenden Nacht endet der Film wie er begonnen hatte.Im Gegensatz zu „Battle in Heaven“ punktet Carlos Reygadas hier mit dem, was er nicht zeigt und erhielt dafür 2007 den Preis der Jury in Cannes.

Andre Thaetz

Stilles Licht / Stellet Licht (BRD, Niederlande, Frankreich, Mexiko, 2007, Regie: Carlos Reygadas)

 

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