Der Wanderprediger

Rannulph Junuh, der einmal ein begnadeter Golfer war und der jetzt ein bekannter Alkoholiker ist, schlägt noch einmal einen Ball, weit in den Wald. Da tritt ein Mann aus der Nacht, der behauptet, ein Caddy zu sein. Der authentische Schwung, so führt er aus, sei die Harmonie von allem was war, was ist und was sein wird.

Robert Redfords sechste Regiearbeit ist als Haltung so sympathisch wie der ganze Mann. Als Film ist Die Legende von Bagger Vance leider nicht so gut. Der Versuch eines Gegenentwurfes zum umgehenden Zynismus versandet im moralischen und ästhetischen Pathos. Und wo das Fischen für In der Mitte entspringt ein Fluss zur Metapher wurde, da bleibt das Golfspiel hier Konstruktion.

Junuh (Matt Damon) war als Golfer der Held von Savannah, Georgia. Der erste Weltkrieg hat ihn traumatisiert, was eine Behauptung bleibt, der Golfer pfeift, so zu sagen, auf dem letzten Loch sowie auf seine Freundin. Doch die benötigt ihn, Weltwirtschaftskrise, als Local Hero in einem großen Schauturnier. Und der geheimnisvolle Bagger Vance (Will Smith) bringt Junuh als eine Art Meditationsmeister des Golf wieder zum authentischen Schwung. Doch auf dem filmischen Golfplatz schlagen sie weit in den Sand. Redford raspelt die Vorgeschichte in gediegenen Bildern (Kamera immerhin Michael Ballhaus) herunter, um sich sodann rückhaltlos dem schwachen Drehbuch hinzugeben. In pathetischen Bildern und mit flachen Sprüchen zieht Will Smith als Wanderprediger über den Golfplatz und nicht einen Augenblick finden sich das exklusive Spiel und die hausbackenen Weisheiten. Für eine Handvoll Dollar wollte Bagger Junuhs Caddy sein. Das ist wirklich preiswert und da kann man wohl nicht so viel verlangen.

Autor: Henryk Goldberg

Text geschrieben 2000

Text: veröffentlicht in Thüringer Allgemeine