Funny Games

Julia Jentsch wurde als „Sophie Scholl“ beste europäische Schauspielerin

Wenn das deutsche Kino sich mit dem Nationalsozialismus auseinandersetzt,
stiftet das international Aufmerksamkeit. Die in Berlin verliehene
Auszeichnung für Julia Jentsch ist allerdings nicht politisch korrekt, sie
ist künstlerisch angemessen.

Der europäische Filmpreis für die Schauspielerin, sie erhielt überdies den
Publikumspreis, und damit auch für die Gesamtwirkung des Filmes von Marc
Rothemund, unterläuft in gewisser Weise, und auch das mit Recht, das
Unbehagen von Teilen der deutschen Filmkritik. Die hatte den Film eine Art
von Heiligsprechung vorgeworfen, die die tatsächliche Auseinandersetzung
beeinträchtigen würde. Die intensive  Leistung dieser Schauspielerin
indessen ist eine emotionale Würdigung Sophie Scholls, und das  ist für ein
breites Publikum eindrücklicher als manch theoretischer Diskurs.

Der große Gewinner des Europäischen Filmpreises ist der Österreicher Michael
Haneke für Versteckt, der Ende Januar in die deutschen Kinos kommt. Der
Psychothriller mit Juliette Binoche und Daniel Auteuil (bester Schauspieler)
erhielt den Preis in fünf Kategorien, darunter als bester Film und beste
Regie. Pardise Now über zwei arabische Selbstmordattentäter wurde für das
beste Buch geehrt, was dem eher diskursiv anregenden als ästhetisch
überzeugenden Film sehr angemessen scheint.

Michael Haneke war mit seinen zynischen Funny Games sehr umstritten. Dieser
Abend hingegen brachte wirklich heitere Spiele.

Autor: Henryk Goldberg

Text geschrieben  2005

Text: veröffentlicht in Thüringer Allgemeine