Isabelle Huppert darf Clown sein. Oft wurde ihr das noch nicht gewährt. Am erfolgreichsten bisher in François Ozons „8 Frauen“. Das ist nun aber auch schon ein paar Jahre her. In der Regel tritt die Star-Schauspielerin in Dramen und Tragödien auf, oft dem Bösen verlockend Gestalt verleihend.

Böse sein darf Isabelle Huppert in dieser Komödie auch. Sie spielt eine Frau aus besseren Kreisen, Agathe, eine erfolgreiche Galeristin. Madame ist überaus gebildet und bildet sich darauf jede Menge ein. Da ist es an sich schon urkomisch, dass ausgerechnet sie sich in den trinkfesten Proleten Patrick verguckt. Eine Elternsprechstunde in der Schule bringt beide zusammen. Was Agathes Gefährten François ins Abseits und Patrick in den Mittelpunkt ihres Lebens rückt. Chaos also muss kommen.

Regisseurin Anne Fontain setzt auf den Reiz von Gegensätzen, die sich anziehen. Dabei gibt sie dem Hauptdarsteller-Trio viele Chancen, verbal und körperlich mit kraftvoller Komik zu brillieren. Die drei Stars nutzen das effektvoll aus, allen voran Isabelle Huppert. Man liegt schon flach vor Lachen, wenn man nur beobachtet, was sie alles mit ihren Augen anstellt. Darin spiegelt sich Sehnsucht und Zärtlichkeit, Zorn und Arroganz, Furcht und Intelligenz. In vielen überdrehten Momente des turbulenten Geschehens, erzählt die Huppert mit abschätzigen, strahlenden, angstvollen, genervten oder auch mal schlicht kuh-blöden Blicken mehr als viele Dialoge. Wobei der Sprachwitz des Films über weite Strecken ebenfalls beträchtlich ist. Jedenfalls im Original.

Fans der dramatischen Aktrice Isabelle Huppert werden wohl staunen, mit welcher Lust sie hier Klamauk serviert. Da ist einem der Fortgang der überschaubaren Story recht bald ziemlich egal. Man lacht, man schmunzelt, man amüsiert sich, nicht mehr und nicht weniger.

Peter Claus

Mein liebster Alptraum, von Anne Fontain (Frankreich/ Belgien 2011)

Bilder: Concorde