Vor 25 Jahren, vor einem Vierteljahrhundert, wurde das „Cinema Jenin“, das damals letzte palästinensische Filmtheater geschlossen. Vor etwa fünf Jahren beschloss der deutsche Marcus Vetter, das Kino wieder aufzubauen. Warum, wieso und vor allem wie – das zeigt er jetzt in seinem Dokumentarfilm.

Der Film, das macht seine Größe aus, bleibt nicht im Nebulösen irgendwelcher Lichtspielträume hängen. Er zeigt schlichte Leben in Palästina heute. Das Haus ist dabei mehr als ein Filmtheater, es ist ein Zentrum der Begegnungen – und das Projekt des Wiederaufbaus Spiegel kultureller, sozialer, historischer, religiöser, politischer Gegebenheiten. Dabei weitet sich die Doku auch zur Reflexion über Vetters Einsatz als so etwas wie ein Botschafter der Kultur – und einer, der das, was mit dem verniedlichenden Begriff „Nahostkonflikt“ umschrieben wird, in seinen entsetzlichen Auswirklungen auf die Menschen eindämmen will. Das geht einem oft wirklich an die Nieren. Denn der Film verliert sich nicht in schicken Bildern vom Ringen um eine bessere Zukunft. Er zeigt den Dreck und das Elend der Gegenwart. Die Momentaufnahme aus einem Dorf weitet sich dabei zu einem Panorama von weltgeschichtlicher Bedeutung. Wer Palästina fern von Zeitungsschlagzeilen und TV-News-Sensationen kennenlernen möchte, zumindest ansatzweise, darf die Dokumetation nicht versäumen!

Peter Claus

Cinema Jenin, von Markus Vetter (Deutschland, Israel 2012)

Bilder: Senator