Daphne (Jack Lemmon) hat es in „Some like it hot“ auf den Punkt gebracht: Männer, diese ekligen haarigen Wesen, die immer nur das Eine von einem anständigen Mädchen wollen – igitt.

Marc (Gaspard Proust) gehört zu dieser Sorte Mann. Und wundert sich, dass ihn die Frauen links liegen lassen. Der geborene Jammerlappen tarnt seinen Frust mit Zynismus. Für die Liebe hat er nur Hohn und – eine kühne These: Im ersten Jahr schafft man sich Möbel an, im zweiten stellt man sie auf und im dritten teilt man sie sich zur Trennung. So hat er’s grad erfahren. Dass seine Untreue dabei eine wesentliche Rolle gespielt hat, will er nicht wahr haben. Statt nachzudenken flüchtet er in geradezu tödliches Selbstmitleid. Dann greift er zur Feder und schreibt das Buch „Das verflixte 3. Jahr“. Feigling, der er ist, veröffentlicht er es unter Pseudonym. Doch was, wenn Alice, seine neue Partnerin, herausfindet, dass er den frauenfeindlichen Schund geschrieben hat? Dann käme er mit ihr nicht mal ins dritte Jahr. Also lügt er. Was seine Situation nur noch mehr in die Schieflage geraten lässt.

Laut Werbung hat Regie-Debütant Frédéric Beigbeder hier eigene Erfahrungen verarbeitet, wie schon in dem Roman, der dem Film zugrunde liegt. Beigbeder gilt neben Michel Houellebeq in Frankreich und darüber hinaus als derzeit erfolgreichster Philosoph und Konsumkritiker der Literatur. Anders als Houellebeq setzt er jedoch mehr auf Witz denn Verstörung. Beigbeder scheint das Glück zu haben, mit einer gehörigen Portion Selbstironie gesegnet zu sein. So brilliert er auch mit Charme. Die Figur des Marc profitiert davon. Der Dussel von nebenan wirkt erstaunlich vielschichtig. Man darf ihn durchaus als Prototyp des ökonomisch erfolgreichen, emotional aber leeren Vertreters seiner Generation Spaßgesellschaft begreifen. Daran hat selbstredend auch Gaspard Proust in der Hauptrolle ein großes Verdienst. Eben ganz Lausbube, dann Ekel-Macho macht er es dem Publikums schwer, eine eindeutige Position für oder gegen Marc zu beziehen. Das garantiert Spannung. Überraschende Wendungen der Handlung ebenso. Selbst eingefleischte Komödien-Fans dürfen staunen.

Schon der Auftakt des Films verblüfft: Eine schnelle, kurzweilige Montage zeigt Schlüsselmomente des Mit- und schließlich Gegeneinanders von Marc und seiner dann Ex-Frau. Die Fragilität der Liebe an sich wird greifbar. Im Nachfolgenden wird das untermauert. Und es wird illustriert, welch harte Arbeit es sein kann, die zu lieben und sich lieben zu lassen. Schöne Erkenntnis: Ehrlichkeit gegenüber dem anderen und gegenüber sich selbst ist das A und O. So entlässt einen die luftig-launige Sommerkomödie voller Widerhaken denn doch noch mit dem schönen Gefühl, dass es beim Mut zur Anstrengung durchaus auch mal ein Happy End geben kann. Vielleicht nicht gleich in rosarot, doch immerhin bunt genug, das Grau des Alltags zu überstrahlen. Da würde dann wohl auch Daphne nicht Nein sagen!

Peter Claus

Das verflixte 3. Jahr, von Frédéric Beigbeder (Frankreich 2011)

Bilder: Prokino (Fox)