Zeitgleich zur Doku „The Invisible Men“ kommt nun auch dieser thematisch verwandte Spielfilm in die deutschen Kinos. Erzählt wird die Lovestory eines palästinensischen Studenten in Tel Aviv zu einem israelischen Anwalt. Nimr (Nicholas Jacob), der Student, findet bei Roy (Michael Aloni), dem Juristen, das, was er sonst nirgendwo hat: Geborgenheit, ein Gefühl des Zuhauseseins. Doch die Bürokratie setzt dem Glück mit Schikanen zu. Die Zwei, im öffentlichen Bewusstsein Männer außerhalb des Erlaubten, des angeblich Normalen, kommen nicht zur Ruhe.

Schon der Titel des Films, „Out In The Dark“, spielt mit der Doppeldeutigkeit des Wortes „Out“. Sich zu outen, also sich zu seiner Sexualität zu bekennen, ist in aufgeklärten Ländern absolut positiv besetzt. Da, wo vorvorgestrige Haltungen das Sagen haben, ist das Gegenteil der Fall – und „out“ steht für das Ausgegrenztwerden. Bildern, die nahezu immer im Halbdunkel, in Schatten, im Verborgenen angesiedelt sind, spiegeln den Alltag von schwulen Männern in Israel/ Palästina ohne große Erklärung. Man fühlt als Betrachter sofort die Bedrängnis, der die Menschen ausgeliefert sind. Interessanterweise setzt Michael Mayer in diesen ungewöhnlichen Bildern auf eine gewohnte, an Hollywood orientierte Erzählweise voller Tempo, Überraschungen, Dramatik. Atmosphärisch ist das durchweg stark. Und die Darsteller überzeugen vollkommen. Erfreulicherweise verzichtet Mayer auf ausufernde Sexszenen. Das mag in Mitteleuropa verwundern. Für den Kulturkreis, in dem die Filmgeschichte angesiedelt ist, wird schon so mehr als genug Zündstoff für einen Skandal entfacht.

Verblüffen dürfte manche das Finale: Auch hier setzt Mayer auf Zurückhaltung. Die Andeutungen, die er macht, genügen, um die Tragweite der Ereignisse zu begreifen – und die Unmenschlichkeit einer Gesellschaft, die Menschen, nur weil sie anders sind als die vermeintliche Mehrheit, als minderwertig brandmarkt.

Peter Claus

Out in the Dark, von Michael Mayer (USA/ Israel/ Palästina 2012)

Bilder: PRO-FUN MEDIA