Nachrichten aus dem Chaos: 2011, Ägypten, die Revolution gärt und tost. Ein unbescholtener Mann, Mahmoud (Bassem Samra), wird dazu überredet, mit einem Reiter-Trupp auf dem Tahrir-Platz in Kairo gegen Demonstranten vorzugehen. Der Einsatz ist unglaublich brutal. – Berühmt-berüchtigt als „Schlacht der Kamele“ hat es die Untat wirklich gegeben. Sie löste eine enorme Welle an Gewalt aus. Und Abscheu vor den Herrschenden. Nach der Revolution muss Mahmoud schließlich erkennen, dass er auf der falschen Seite gestanden hat. Sein Leben in Schande, auch für die Kinder, ist der Preis, den er zahlen muss. Journalistin Reem (Mena Shalaby) nimmt Kontakt zu der Familie auf, doch die Menschen kommen nicht zusammen. Die Unterschiede in Bildung und Klassenzugehörigkeit erscheinen weiterhin, wie vor der Revolution, als unüberwindbar.

Yousry Nasrallah schaut auf die einfachen Menschen, die in die Ereignisse hinein gezogen wurden, die zwar die Mehrheit der Bevölkerung ausmachen, die jedoch keinerlei Macht haben.

Leider aber wurde der Film wohl mit zu heißer Nadel gestrickt. So ehrenvoll es ist, die Realität spiegeln zu wollen, so wenig bringt das, in einem Spielfilm, der künstlerisch nicht überzeugt. Holprige Storyführung und damit auch Erzählweise, die von einem Übermaß an Didaktik geprägt wird, stehen dem Erfolg im Wege. Besonders arg fällt ins Gewicht, dass die Geschichte, je länger sie dauert, in Kitsch versandet. Behaupte da niemand, hier würden ägyptische Sehgewohnheiten bedient. Wer etwa das ägyptische Gegenwartskino der 1960er Jahre erinnert, weiß, wie vielfältig die Möglichkeiten des Erzählens sind. Dennoch: Der Film macht klar, wie dumm solche Slogans wie „Ägyptischer Frühling“ sind, die im Westen Europas seit dem Abtritt Mubaraks Konjunktur haben. Gut immerhin, dass dies einmal deutlich gesagt wird.

Peter Claus

Nach der Revolution, von Yousry Nasrallah (Ägypten/ Frankreich 2012)

Bilder: Polyband