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Aufstand der Senioren: Eva (Monika Lennartz) und Alexander (Ulrich Voß) hatten sich auf die Zeit als Rentner gefreut. Doch nichts da mit Ruhestand. Die Finanzkrise hat sie an den Abgrund getrieben, natürlich heben die Banker die Hände und lassen die Zwei im Regen stehen. Doch Eva gibt nicht auf. Sie will ihr Erspartes wieder haben und protestiert. Dabei allerdings überschreitet sie Grenzen, so dass auch die ihr Nahestehenden Zweifel bekommen, gar auf Distanz gehen, sogar die eigene Tochter (Winnie Böwe). Doch es kommt noch viel schlimmer. Eva aber kann scheinbar nicht zurück.

Jung-Regisseurin Anika Wangard hat einen feinen, kleinen, bescheidenen Film zum großen Thema gedreht. Auffallendes Plus: viele im crashkurs_320Parkett dürften sich auf der Leinwand wiederfinden. Und: Hauptdarstellerin Monika Lennartz, jahrzehntelang eine der Stützen des Berliner Maxim Gorki Theaters, zieht wohl jeden sofort in ihren Bann.

Anika Wangard, deren Erstling schon vor zwei Jahren beim Filmfestival Max Ophül Preis in Saarbrücken im Wettbewerb uraufgeführt wurde, steht klar auf der Seite der Verlierer. Die Absolventin der dffb Berlin hat vorab – und das zahlt sich aus, man spürt’s – gut recherchiert, weiß, wovon sie erzählt. Da braucht’s dann keine laute Agitation, ja nicht einmal einen sehr ernsten Erzählton. Komödiantisch geht’s zu, dabei das Tragische jedoch nie verleugnend. Das ist weitgehend leise, verhalten, nur am Ende wird es, der Realität geschuldet, richtig bitter: Eva gibt in gewisser Weise auf. Das verlorene Geld wird sie nie wieder sehen. Aber: Eva ist nicht allein. Am Schluss zeigen Dokumentaraufnahmen, dass es doch immerhin Menschen gibt, die nicht schweigen, die sich nicht resigniert zurückziehen.

Peter Claus

Crashkurs, von Anika Wangard (Deutschland 2012)

Bilder: Eclipse