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Gerade hat die Schauspielerin Liv Lisa Fries in Saarbrücken für ihre Leistung in „Und morgen Mittag bin ich tot“ den Preis als beste deutschsprachige Nachwuchsschauspielerin bekommen. Hier nun der Film, mit dem sie bereits im Vorjahr auf dem Saarbrücker Festival Max Ophüls Preis auffiel.

Der Film versucht, das schwierige Thema „Amoklauf“ zu beleuchten: Mittzwanziger Roman (Friedrich Mücke) jobbt beim Staatsanwalt (Dominic Raacke), indem er für den Akten fürs Tonarchiv einliest, die der Jurist dann bequem bei langen Autofahren per Hörkassette „durcharbeiten“ kann. Roman hat da so seine Routine. Aus der wird er geworfen, als es um einen Amoklauf ein Jahr zuvor geht. Es fehlen dringend benötigte Dokumente, die Roman aus dem kleinen Ort, wo das Unheil geschah, holen soll. Im Dorf angekommen, stellt Roman schockiert fest, wie „tot“ alles dort ist. Die Schreckenstat hat scheinbar alles Leben staudamm_320niedergemetzelt. Reden will allerdings niemand darüber. Nur die Schülerin Laura (Liv Lisa Fries), die den Amoklauf überlebt hat, will sprechen. Schnell stellt sich heraus, dass sie die Tagebücher des Täters besitzt, Schriften, die vielleicht erklären können, warum was geschah…

Regisseur Thomas Sieben verzichtet erfreulicherweise auf Action. Auch spekulative Szenen gibt es keine. Das ist spannend und zieht in den Bann. Leider rutscht der Film gen Ende dann doch ins Oberflächliche ab, wenn versucht wird, Erklärungen für das Unerklärliche aufzutischen. Doch die Ruhe und Kühle, mit der lange erzählt wird, nimmt sehr für den Film ein. Dabei wird das Mädchen Laura, das scheinbar alles hinter sich gelassen, und das doch in Wahrheit nichts überwunden hat, mehr und mehr zur wichtigsten Figur des Films. Ihr Leben „danach“, die Deformationen ihrer Persönlichkeit durch das Furchtbare, sind das, was fasziniert. Liv Lisa Fries stattet die Figur der Laura mit einer schönen Eckigkeit aus, bleibt recht trocken, ja spröde, was die Spannung für das Publikum gut steigert. Schon dies eine bemerkenswerte schauspielerische Leistung. Die sie in „Und morgen Mittag bin ich tot“ noch steigerte. Hoffentlich dauert es nicht wieder ein Jahr, bis der Film vom Saarbrücker Festival in den Kino-Alltag findet.

Peter Claus

Staudamm, von Thomas Sieben (Deutschland 2013)

Bilder: mixtvision