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Sie liebt ihn, er liebt sie, doch sie können zueinander nicht kommen. – Es ist das alte Lied, doch es wird auf höchst neue, und überaus originelle Weise gesungen.

Der kunstvolle Film, dessen Kraft aus einer schier endlos anmutenden Ruhe strömt, entführt in eine schroffe Bergwelt, in die Metéora-Klöster. Der Mönch (Theo Alexander) lebt auf dem einen Fels, die Nonne (Tamila Koulieva-Karantinaki) auf dem anderen. Es kommt zur Zweisamkeit. Doch zum großen Glück kommt es nicht.

meteora-teaserDas Thema des Verzichts auf körperliche Liebe, wenn sich stark religiöse Menschen dem Dienen ihres Gottes verschrieben haben, wurde im Kino schon x-Mal verhandelt. Ich erinnere jedoch keinen anderen Spielfilm, der sich damit auf künstlerisch derart originelle und bezwingende Weise auseinandergesetzt hat.

Der noch junge Regisseur Stathoulopoulos verzichtet auf ausufernde Dialoge voller Diskussionen um die Thematik. Er lädt eher zum Schweigen, ja, zur Meditation. Dabei geht es bedächtig, langsam, genussvoll zu. Die Schönheit der Landschaft, die Schwere des Lebens darin, die Einsamkeit der Protagonisten werden in malerischen Bildern entfaltet. Die oft durch Animationssequenzen ergänzt werden. Wunderbar: Hier wird nicht moralisiert, es gibt kein Urteil, auch wird der Zölibat nicht mit Holzhammer-Argumenten niedergewalzt. Und: Jede Zuschauerin, jeder Zuschauer darf ihre beziehungsweise seine Version des Finales für sich als gegeben hinnehmen. Der Film setzt am Ende mit fast überwältigender Eleganz auf die Phantasie des Publikums – und nimmt damit endgültig für sich ein. Freilich: Action-Anbeter dürften einfach nur ratlos auf die Leinwand gucken und ebenso, nämlich ratlos, aus dem Kino gehen. Wer aber Lust dabei empfindet, sich aufs Geschichten-Spinnen einzulassen und dabei eigene Fäden zu ziehen, erlebt geradezu einen Kino-Rausch.

Peter Claus

Meteors, von Spiros Stathoulopoulos (Griechenland / Deutschland / Frankreich 2012)

Bilder: Kairos Filmverleih